Aale angeln
Der geheimnisvolle Jäger der Nacht

Der geheimnisvolle Jäger der Nacht
Wenn die Dämmerung hereinbricht und die letzten Sonnenstrahlen auf dem Wasser tanzen, beginnt für viele Angler die spannendste Zeit: das Nachtangeln auf Aal. Der Moment, wenn die Aalglocke zum ersten Mal klingelt und du weißt, dass dort unten ein Fisch deinen Köder genommen hat – dieses Gefühl vergisst du nicht. Aale sind geheimnisvolle Jäger, die sich tagsüber in Verstecken verborgen halten und erst mit der Dunkelheit auf Beutezug gehen.
Aber Aalangeln ist mehr als nur eine Angelmethode – es ist eine Geduldsprobe und ein Naturerlebnis. Stundenlang sitzt du am Wasser, beobachtest wie der Tag zur Nacht wird, hörst die Geräusche des Gewässers und wartest auf diesen einen Moment. Die Bissausbeute ist nicht immer hoch, aber wenn ein Aal beißt, dann meist entschlossen. Und wenn du das schlangenförmige, kraftvolle Tier endlich in deinen Händen hältst, weißt du: Es hat sich gelohnt.
Ehrlich gesagt: Der Aal ist heute eine bedrohte Art. Der Bestand ist seit den 1970er Jahren um 98% zurückgegangen. Deshalb gilt beim Aalangeln mehr denn je: Bewusst und verantwortungsvoll angeln. In diesem Guide erfährst du alles über die richtigen Köder, die besten Fangzeiten und wie du deinen Teil zum Schutz dieser faszinierenden Fischart beitragen kannst.

Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist ein Fisch, der Biologen bis heute vor Rätsel stellt. Sein Lebenszyklus ist einzigartig: Aale laichen in der Sargassosee nahe den Bahamas – über 5.000 Kilometer von Europa entfernt. Die winzigen Larven treiben dann zwei bis drei Jahre mit dem Golfstrom über den Atlantik, bis sie als sogenannte Glasaale an europäischen Küsten ankommen. Von dort wandern sie in Flüsse und Seen, wo sie 10 bis 20 Jahre (manchmal sogar bis zu 80 Jahre!) leben und heranwachsen.
Wenn die Zeit gekommen ist, verwandeln sich die Aale in Blankaale – ihre Augen werden größer, die Haut silbrig, und sie machen sich auf die Rückreise in die Sargassosee. Dort laichen sie ein einziges Mal – und sterben. Diese unglaubliche Wanderung hat Aale zu einem der geheimnisvollsten Fische unserer Gewässer gemacht.
Für Angler wichtig: Aale sind nachtaktive Räuber mit einem ausgezeichneten Geruchssinn. Tagsüber vergraben sie sich im Schlamm, verstecken sich unter Wurzeln oder in Steinpackungen. Erst mit Einbruch der Dämmerung beginnen sie aktiv zu jagen – nach kleinen Fischen, Würmern, Krebstieren und allem, was ihnen vor die Nase kommt. Ihr schmales Maul bedeutet für uns Angler: Schlanke Köder sind Trumpf.
Was viele nicht wissen: Aale können auch über Land wandern! Bei feuchten Bedingungen schlängeln sie sich über nasses Gras, um von einem Gewässer zum nächsten zu gelangen. Sie atmen dann durch die Haut – ein evolutionärer Trick, der ihnen hilft, selbst abgeschnittene Teiche zu erreichen.
Die Frage aller Fragen beim Aalangeln: Wann ist die beste Zeit? Die Antwort ist eindeutig: In der Dämmerung und nachts. Sobald die Sonne untergeht und die ersten Schatten übers Wasser wandern, erwachen die Aale aus ihrer Tagesstarre. Die Hauptbeißzeit liegt zwischen 21:30 Uhr und 01:00 Uhr nachts – genau dann, wenn andere Angler bereits einpacken. Auch die frühen Morgenstunden zwischen 03:00 Uhr und 07:00 Uhr können sehr produktiv sein.
Je dunkler die Nacht, desto besser deine Chancen. Neumondnächte sind ideal, während bei Vollmond die Aktivität oft deutlich nachlässt. Aale haben lichtempfindliche Augen – helles Mondlicht hält sie vom Beißen ab. Auch deine Kopflampe solltest du sparsam einsetzen und niemals direkt aufs Wasser richten.
Die Hauptsaison für Aalangeln liegt zwischen Mai und September. In diesem Zeitraum sind die Wassertemperaturen hoch genug (über 10°C) und die Aale aktiv auf Nahrungssuche. Die absolut besten Monate sind Juni, Juli und August – warme Sommernächte mit Temperaturen um 15-20°C sind perfekt. Im Winter (Dezember bis Februar) ist Aalangeln praktisch aussichtslos, da Aale bei Wassertemperaturen unter 8-10°C vollständig inaktiv werden.
Besonders fängig sind warme, schwüle Nächte nach einem Regenschauer. Der Regen spült Würmer und Insekten ins Wasser – ein gefundenes Fressen für hungrige Aale. Auch bei leicht trübem Wasser trauen sich die Fische eher aus ihren Verstecken.
Die Schonzeiten und Mindestmaße variieren je nach Bundesland. Aktuelle Regelungen ansehen →
Ein wichtiger Unterschied: In Flüssen sind Aale oft auch tagsüber aktiv, besonders bei trübem Wasser nach Regenfällen. In Seen dagegen bleibt es meist strikt bei der Nachtaktivität. Jedes Gewässer hat seine eigene "Aal-Persönlichkeit" – häufiges Angeln am selben Spot bringt dir mehr als das perfekte Setup an einem unbekannten Gewässer.

Der Tauwurm ist und bleibt der fängigste Aalköder überhaupt – 84% aller Aalfänge gehen auf sein Konto. Warum? Aale haben einen extrem guten Geruchssinn, und der intensive Duft eines frischen Tauwurms zieht sie magisch an. Tauwürmer sind groß genug, um auch kapitale Aale anzusprechen, aber nicht zu dick für das schmale Aalmaul.
Anködern: Ziehe den Tauwurm mehrfach auf den Haken (mindestens zweimal), sodass er appetitlich am Haken baumelt. Das Hakenende sollte frei bleiben, damit der Aal beim Biss gut gehakt werden kann. Ein einzelner großer Tauwurm reicht völlig – Aale schlucken ihre Beute oft komplett.
Lagerung: Tauwürmer bekommst du in jedem Angelladen. Bewahre sie kühl und dunkel in feuchter Erde auf – so bleiben sie wochenlang frisch und aktiv. Vor dem Angeln die Würmer auf Zeitungspapier legen – das entzieht ihnen Feuchtigkeit und macht sie zäher am Haken.
Pro-Tipp: Verwende Lockstoff-Aromen wie Knoblauch- oder Krabbenöl. Einfach den Wurm vor dem Auswerfen kurz eintauchen – die Duftspur im Wasser verstärkt die Lockwirkung enorm.
Beim Aalangeln brauchst du keine Hightech-Ausrüstung – einfach und robust lautet die Devise. Die Montage muss zuverlässig sein, denn du angelst oft im Dunkeln und möchtest keine Zeit mit komplizierten Setups verschwenden.
Eine robuste Grundrute mit 2,7 bis 3,6 Metern Länge und einem Wurfgewicht von 40-100 Gramm (je nach Gewässer) ist ideal. Im Fluss solltest du die Rute etwas höher aufstellen, um den Strömungsdruck zu minimieren. Die Rute muss nicht teuer sein – wichtiger ist, dass sie Rückgrat hat, denn Aale setzen sich gerne in Hindernissen fest.
Als Rolle eignet sich eine robuste Stationärrolle mit guter Übersetzung. Ein Freilauf oder eine Baitrunner-Funktion ist Gold wert: Der Aal kann Schnur nehmen, ohne Widerstand zu spüren – so schluckt er den Köder tiefer, bevor du anschlägst.
Verwende 0,30-0,35 mm monofile Hauptschnur. Geflochtene Schnur geht bei der Belastung durch kämpfende Aale schnell kaputt und ist anfälliger für Beschädigungen durch Steine und Hindernisse. Das Vorfach sollte 30-50 cm lang sein und aus 0,30-0,35 mm Mono bestehen.
Die klassische Laufblei-Montage ist die Standardmethode:
Im See kannst du alternativ eine Posenmontage verwenden – wichtig ist, dass die Pose wenig Widerstand bietet, damit der Aal ungestört fressen kann.
Die klassischen Aalglocken sind nach wie vor beliebt und zuverlässig. Elektronische Bissanzeiger bieten mehr Komfort (Lautstärke regelbar, Leuchtanzeige). Auch Knicklichter an der Rutenspitze funktionieren gut – du siehst jeden Zupfer im Dunkeln. Wichtig: Rollenbügel offen lassen oder Freilauf aktivieren, damit der Aal Schnur nehmen kann.

Aale findest du in fast allen Gewässern – von kleinen Bächen über große Flüsse bis hin zu Seen und Teichen. Entscheidend ist nicht SO SEHR das Gewässer, sondern die richtige Stelle. Aale lieben Verstecke – dort jagen sie und dort musst du deinen Köder platzieren.
Steinpackungen sind absolute Top-Spots, besonders an Flüssen wie Rhein, Elbe oder Main. Die Lücken zwischen den Steinen bieten perfekte Verstecke für Aale. Aber Vorsicht: Hier gilt die eiserne Regel – sofort aus dem Wasser heben, NICHT drillen! Wenn sich ein Aal in der Steinpackung festsetzt, kommst du ihn nicht mehr raus. Kraftvoller Anhieb, direkter Zug nach oben, fertig.
Weitere Hotspots:
In Flüssen sind Aale oft auch tagsüber aktiv – besonders bei trübem Wasser nach Regen. Flüsse bieten außerdem mehr Struktur (Buhnen, Steinpackungen, Strömungskanten). In Seen bleiben Aale strikt nachtaktiv und verstecken sich tagsüber im Schlamm oder unter Wasserpflanzen.
Geschlossene Gewässer ohne Abwanderungsmöglichkeit sind besonders spannend: Hier können Aale 50 bis 80 Jahre alt werden und kapitale Größen erreichen, da sie nicht zum Laichen ins Meer ziehen. Solche Spots gezielt aufzusuchen lohnt sich!

Die beste Montage nützt nichts, wenn der Köder an der falschen Stelle liegt. Aale jagen am Grund – dein Köder muss also direkt dort liegen, wo sie sich aufhalten. Suche nach Strukturen: Kanten, Rinnen, Hindernisse. Wirf deinen Köder möglichst nah an Verstecke heran, aber nicht mittendrin (Hängergefahr!).
Tipp für Flüsse: Positioniere dich oberhalb von Buhnen oder Hindernissen und lass den Köder in die Strömung treiben – so landet er perfekt in den ruhigen Bereichen, wo Aale stehen.
Abstand zwischen Ruten: Wenn du mit mehreren Ruten angelst, sollten diese mindestens 3-5 Meter auseinander stehen. So vermeidest du Schnurverwicklungen beim Drill.
Anders als beim Karpfenangeln ist Anfüttern beim Aalangeln nicht zwingend nötig. Der intensive Geruch deines Köders reicht meist aus, um Aale anzulocken. Trotzdem kann gezieltes Anfüttern die Chancen erhöhen – besonders in großen Gewässern.
Was anfüttern? Gehackte Würmer, Maden, Fischfetzen – alles, was Geruch freisetzt. Auch spezielles Aalfutter mit Fischmehl funktioniert gut. Wichtig: Nicht überfüttern! Eine Handvoll reicht, sonst sind die Aale satt, bevor sie deinen Hakenköder finden.
Wann anfüttern? Am besten 1-2 Stunden vor Beginn der Dämmerung – so hat sich die Duftwolke verteilt und Aale werden angelockt, sind aber noch hungrig, wenn du deinen Köder auswirfst.
Beim Aalangeln gilt: Geduld beim Anhieb! Wenn die Aalglocke klingelt oder der Bissanzeiger piepst, bedeutet das noch nicht, dass der Aal gehakt ist. Aale nehmen den Köder oft vorsichtig auf, kauen darauf herum und schlucken ihn langsam.
Die Faustregel: Warte, bis die Schnur konstant abläuft – dann hat der Aal den Köder geschluckt und schwimmt davon. Jetzt ist der Moment für einen kräftigen, aber kontrollierten Anhieb. Nicht ruckartig reißen – das könnte den Haken aus dem Maul hebeln.
An Hindernissen (Steinpackungen!): Hier gelten andere Regeln. Sofortiger, kraftvoller Anhieb und direkt senkrecht nach oben ziehen – kein Drill! Gibst du dem Aal auch nur eine Sekunde Zeit, verschwindet er zwischen den Steinen und du hast verloren.
Jeder, der schon mal einen Aal gefangen hat, kennt das Problem: Der Fisch ist extrem glitschig und windet sich wie verrückt. Das macht das Abhaken zur Herausforderung – besonders im Dunkeln mit Kopflampe.
Pro-Tipp: Lege Zeitungspapier bereit. Das Papier nimmt den Schleim auf und gibt dir genug Grip, um den Aal festzuhalten. Alternativ funktionieren auch raue Handtücher oder spezielle Aal-Handschuhe.
Abhaken: Aale schlucken den Köder oft tief. Wenn der Haken zu tief sitzt, verwende einen Hakenlöser oder schneide die Schnur ab – der Haken wird vom Aal verdaut oder rostet nach einiger Zeit. Quäle den Fisch nicht minutenlang beim Versuch, den Haken rauszufummeln.
Verwertung: Wenn du den Aal mitnehmen möchtest, töte ihn sofort und waidgerecht mit einem Aaltöter (Schlag auf den Kopf). Lebende Aale in der Kühlbox oder im Setzkescher leiden – das ist weder tierschutzgerecht noch erlaubt.
Nachtangeln auf Aal bedeutet: Du verbringst Stunden in völliger Dunkelheit am Wasser. Das erfordert gute Vorbereitung und die richtige Ausrüstung.
Kopflampe: Unverzichtbar! Wähle eine Lampe mit Rotlicht-Modus – das schreckt Fische weniger ab als weißes Licht. Richte die Lampe niemals direkt aufs Wasser, sondern nur auf deine Hände, wenn du Köder wechselst oder den Aal abhakst.
Ordnung im Camp: Lege alle wichtigen Dinge griffbereit: Hakenlöser, Kescher, Messer, Köder, Handtücher. Im Dunkeln findest du nichts, was du nicht vorher sortiert hast.
Sicherheit: Informiere jemanden, wo du angelst. Halte dein Handy geladen. Trage am besten eine Stirnlampe UND eine Taschenlampe – falls eine ausfällt, bist du nicht im Dunkeln gestrandet.
Moskitoschutz: Sommernächte am Wasser = Mückenplage! Aber Vorsicht: Viele Mückensprays enthalten Geruchsstoffe, die Aale abschrecken. Verwende geruchsneutrale Produkte oder trage langärmelige Kleidung.
Robuste Rute mit Rückgrat für kraftvolles Herausheben
Aal kann Schnur nehmen ohne Widerstand
Keine geflochtene! Mono ist robuster bei Hindernissen
Verhindert Verheddern und Schnurdrall
Je nach Ködergröße
Tauwurm ist der Klassiker, Köderfisch für kapitale Aale
Du musst den Biss im Dunkeln bemerken
Weißes Licht schreckt Fische ab
Aale sind schwer zu landen ohne Kescher
Zum Festhalten des glitschigen Aals
Zum Abhaken und ggf. Schnur kappen
Für waidgerechtes Töten
Der Aal ist vom Aussterben bedroht – das ist leider keine Übertreibung. Seit den 1970er Jahren ist der Bestand um 98% zurückgegangen. Die Gründe sind vielfältig: Verbauung von Flüssen (Staudämme blockieren Wanderrouten), Überfischung, Parasiten (Schwimmblasenwurm), Verschmutzung und Klimawandel.
In Küstengewässern gelten Schonzeiten zum Schutz der Blankaale während der Wanderzeit – die genauen Zeiträume variieren je nach Region. Als Angler trägst du Verantwortung: Fange bewusst und sparsam. Ich selbst angle nur noch wenige Tage im Jahr gezielt auf Aal – genau aus diesem Grund.
Aal ist ein Privileg, kein Selbstverständnis. Genieße das Angeln, aber behalte im Hinterkopf: Jeder gefangene Aal ist ein Fisch, der nicht zum Laichen in die Sargassosee ziehen kann.

Wenn du dich entscheidest, einen Aal mitzunehmen, dann solltest du ihn auch richtig verwerten. Geräucherter Aal ist eine Delikatesse – und das Räuchern ist einfacher, als viele denken.
Mein Tipp: Verwende einen kleinen Tischräucherofen – die gibt es schon für wenig Geld. Du kannst ihn im Garten oder sogar auf dem Balkon verwenden (Nachbarn vorwarnen wegen Rauch!). Heißräuchern dauert nur 30-45 Minuten und das Ergebnis ist fantastisch: knusprige, goldbraune Haut, saftiges Fleisch mit rauchigem Aroma.
Vorbereitung: Aal ausnehmen, gut waschen, in Salzlake (80-100g Salz pro Liter Wasser) für 2-4 Stunden einlegen. Dann abtupfen und ab in den Räucherofen. Buchenspäne oder Erlenspäne eignen sich am besten.
Alternativ kannst du Aal auch braten (in Stücken, gut gewürzt) oder als Aalsuppe zubereiten. Das Fleisch ist fettreich und hat einen intensiven Geschmack – nichts für jeden Gaumen, aber für Liebhaber ein Hochgenuss.
Die Hakengröße richtet sich nach dem Köder: Für Tauwürmer sind Haken der Größe 4-6 ideal. Bei Köderfischen oder großen Wurmbündeln kannst du auch Größe 2-4 verwenden. Wichtig ist, dass der Haken nicht zu dick im Draht ist – Aale haben ein schmales Maul und spucken zu grobe Haken oft wieder aus.
Form: Verwende Haken mit langem Schenkel – die greifen besser, wenn der Aal den Köder schluckt. Auch Öhrhaken funktionieren gut, da sie sich nicht so leicht lösen.
Schärfe: Aale haben ein zähes Maul – achte darauf, dass deine Haken rasiermesserscharf sind! Stumpfe Haken führen zu Fehlbissen und verlorenen Fischen.
Beim Aalangeln ist Anfüttern optional, aber oft hilfreich. Der intensive Geruch eines frischen Tauwurms oder Köderfischs reicht in der Regel aus, um Aale in einem Umkreis von mehreren Metern anzulocken. Aber: In großen Gewässern oder an unbekannten Spots kann gezieltes Anfüttern den Unterschied machen.
Was anfüttern? Gehackte Würmer, Maden, Fischfetzen oder spezielles Aalfutter mit Fischmehl-Basis. Eine Handvoll reicht – nicht überfüttern, sonst sind die Aale satt!
Wann anfüttern? 1-2 Stunden vor Beginn der Dämmerung – so verteilt sich die Duftwolke und lockt Aale an, die dann hungrig sind, wenn du deinen Hakenköder auswirfst.
In Seen ist Tagesangeln auf Aal meist aussichtslos – Aale bleiben dort strikt nachtaktiv und verstecken sich tagsüber im Schlamm oder unter Wasserpflanzen. In Flüssen sieht es anders aus: Hier sind Aale oft auch tagsüber aktiv, besonders bei trübem Wasser nach Regenfällen.
Warum? Trübes Wasser gibt Aalen Sicherheit – sie trauen sich eher aus ihren Verstecken, auch bei Tageslicht. Außerdem spült Regen Würmer und andere Nahrung ins Wasser – ein Signal für Aale, aktiv zu werden.
Tipp: Probiere es an trüben, regnerischen Tagen gezielt aus – besonders in Flüssen mit viel Struktur (Steinpackungen, Buhnen). Die Erfolgsquote ist geringer als nachts, aber Tagfänge sind möglich!
Das ist die große Herausforderung beim Aalangeln: Aale suchen instinktiv Schutz in Hindernissen – Steine, Wurzeln, Wasserpflanzen. Einmal drin, kommst du sie nicht mehr raus. Die Lösung:
1. Sofortiger Anhieb: Sobald du merkst, dass der Aal gehakt ist, schlägst du kraftvoll an und ziehst ihn direkt nach oben – weg vom Hindernis. Kein sanfter Drill, kein Nachgeben – volle Kraft nach oben!
2. Rute hoch halten: Halte die Rute steil nach oben – das hebt den Aal vom Grund weg und gibt ihm weniger Chance, sich festzusetzen.
3. Keine Schonzeit beim Drill: An Steinpackungen oder Wurzeln gilt: Keine Gnade! Der Aal muss sofort raus, sonst verlierst du ihn. Das klingt hart, ist aber die einzige Methode, die funktioniert.
4. Angelst du an sehr hindernisreichen Stellen? Dann verwende stärkere Schnur (0,35-0,40mm) – so kannst du mehr Druck aufbauen.
Aale orientieren sich primär über den Geruchssinn – Lockstoffe können daher extrem effektiv sein. Bewährte Aromen:
Anwendung: Tunke den Köder vor dem Auswerfen kurz in das Aroma – nicht übertreiben! Ein paar Tropfen reichen. Zu viel Lockstoff kann kontraproduktiv sein und Aale abschrecken.
Wichtig: Vermeide störende Gerüche an deinen Händen! Sonnencreme, Mückenschutz, Nikotin, Diesel – all das vertreibt Aale. Wasche deine Hände vor dem Anködern mit Gras, Erde oder Wasser aus dem Gewässer.
Jeder Aalangler kennt das Problem: Der Fisch ist extrem glitschig und windet sich wie verrückt. Mit bloßen Händen hast du keine Chance. Die Lösung:
1. Zeitungspapier: Lege ein paar Seiten Zeitung bereit. Das Papier nimmt den Schleim auf und gibt dir genug Grip, um den Aal festzuhalten. Wickle den Aal in die Zeitung und halte ihn fest – funktioniert perfekt!
2. Raues Handtuch: Alternativ zu Zeitungspapier kannst du ein altes, raues Handtuch verwenden. Auch das nimmt Schleim auf und verbessert den Grip.
3. Aal-Handschuhe: Es gibt spezielle Handschuhe mit Gummi-Noppen – die greifen den Aal sicher, ohne ihn zu verletzen.
4. Technik: Fasse den Aal direkt hinter dem Kopf – dort ist er weniger beweglich. Halte ihn fest, aber nicht zu stark – du willst ihn ja nicht quetschen.
Wichtig: Bereite alles VOR dem Drill vor! Im Dunkeln mit Kopflampe improvisieren ist keine gute Idee.
Ja! Und genau dort findest du oft die kapitalen Exemplare. In geschlossenen Gewässern – also Seen oder Teichen ohne Verbindung zu Flüssen – können Aale nicht zum Laichen ins Meer ziehen. Das bedeutet: Sie bleiben ihr ganzes Leben im Gewässer und können 50 bis 80 Jahre alt werden, in Einzelfällen sogar über 100 Jahre!
Diese alten Aale erreichen kapitale Größen – über 1 Meter und mehrere Kilogramm sind möglich. Sie ernähren sich über Jahrzehnte hinweg und werden immer dicker.
Tipp: Suche gezielt nach solchen Gewässern! Informiere dich bei Anglervereinen, ob es in deiner Region geschlossene Seen mit Aalbestand gibt. Diese Spots sind oft Geheimtipps für Großaal-Jäger.
Aber: Ohne Laichmöglichkeit vermehren sich die Aale nicht mehr – der Bestand muss durch Besatz aufrechterhalten werden. Frage beim Gewässer-Bewirtschafter nach, ob und wann besetzt wird.
Aale meiden starke Strömung – sie sind keine kraftvollen Schwimmer wie Forellen oder Döbel. Stattdessen bevorzugen sie ruhige Bereiche oder leichte Strömung mit viel Struktur:
Tipp: Positioniere deinen Köder immer in den ruhigen Zonen neben der Hauptströmung – dort jagen Aale, ohne Energie gegen die Strömung verschwenden zu müssen.
Ausnahme: Bei Hochwasser oder starker Strömung ziehen sich Aale in strömungsarme Nebengewässer oder direkt ans Ufer zurück – auch dort lohnt es sich zu angeln.
Aalangeln ist mehr als nur Fische fangen – es ist ein Naturerlebnis, das Geduld, Respekt und Leidenschaft erfordert. Die Stunden in der Nacht am Wasser, das Warten auf den Biss, die Spannung beim Drill – all das macht die Faszination aus. Und wenn du dann einen Aal in den Händen hältst, diesen geheimnisvollen Wanderfisch mit seiner unglaublichen Lebensgeschichte, dann weißt du: Es hat sich gelohnt.
Aber vergiss nie: Der Aal ist gefährdet. Angle bewusst, nimm nur so viele Fische, wie du wirklich verwertest, und respektiere Schonzeiten. Informiere dich über Schutzprogramme – sie funktionieren! Ich war begeistert von einem Vortrag auf der Messe in Neumünster über Wiederansiedlungsprojekte – es gibt Hoffnung für diese Art, wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen.
Die größten Aale fange ich übrigens oft als Beifang beim Zanderangeln mit Grundel-Ködern – stattliche Exemplare, die eigentlich auf Zander aus waren. Das zeigt: Aale sind Opportunisten, die sich bietende Chancen nutzen. Und genau das sollten auch wir tun: Die Chancen nutzen, aber verantwortungsvoll.
Ein letzter Tipp: Wenn du einen Aal mitnimmst, probiere das Heißräuchern im Tischräucherofen – im Garten oder auf dem Balkon (Nachbarn vorwarnen!). Das Ergebnis ist fantastisch und zeigt, dass ein Aal mehr ist als nur ein Fang – er ist ein Geschenk der Natur, das Respekt verdient.
Schnapp dir Tauwürmer, bau die Grundmontage und erlebe die Spannung des Nachtangelns!