Karpfenangler nachts am beleuchteten Bivvy unter Sternenhimmel

Nachtangeln erfolgreich meistern

Wenn die Dunkelheit einbricht, erwachen scheue Fische zum Leben – lerne die richtige Ausrüstung, Techniken und Taktiken für erfolgreiches Nachtangeln auf Aal, Zander, Karpfen und Wels

Wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet und die ersten Sterne am Himmel erscheinen, beginnt für viele Angler erst die spannendste Zeit. Die Dunkelheit verändert das Gewässer komplett – Fische, die tagsüber scheu und vorsichtig sind, werden plötzlich aktiv. Sie verlassen ihre Verstecke, ziehen in flachere Uferbereiche und fressen unvorsichtiger. Für dich als Angler bedeutet das: bessere Chancen auf kapitale Aale, kampfstarke Zander und misstrauische Karpfen, die sich nachts sicherer fühlen.

Aber Nachtangeln ist mehr als nur Warten in der Dunkelheit. Die Fische orientieren sich nachts anders – ihr Sehsinn tritt in den Hintergrund, während Geruchssinn und Seitenlinienorgane zur Hauptwaffe werden. Das verändert alles: deine Köderwahl, deine Taktik, deine komplette Angelstrategie. Ein stark riechender Tauwurm wird plötzlich zur Geheimwaffe. Ein leise plätschernder Wobbler lockt Zander aus der Tiefe. Und deine Vorbereitung entscheidet darüber, ob du einen unvergesslichen Fang erlebst – oder frustriert im Dunkeln sitzt.

Die Herausforderung beim Nachtangeln liegt nicht nur in der Dunkelheit selbst, sondern in der Vorbereitung und Ausrüstung. Du kannst nachts nicht einfach schnell zum Auto laufen, wenn du etwas vergessen hast. Du kannst nicht mal eben die Angelstelle wechseln, wenn die Fische nicht beißen. Und du kannst definitiv nicht im Dunkeln nach verlorenem Werkzeug suchen. Deshalb ist die richtige Planung entscheidend – von der Platzwahl über die Ausrüstung bis zur mentalen Vorbereitung auf eine lange, dunkle Nacht am Wasser.

In diesem Guide erfährst du alles, was du für erfolgreiches Nachtangeln wissen musst: welche Ausrüstung wirklich wichtig ist, welche Fische nachts am besten beißen, welche Köder und Techniken funktionieren und wie du dich optimal vorbereitest. Am Ende wirst du verstehen, warum viele erfahrene Angler das Nachtangeln als die spannendste und erfolgreichste Angelform betrachten – trotz Kälte, Dunkelheit und gelegentlicher Müdigkeit.

Wichtiger Hinweis: In Baden-Württemberg und Brandenburg ist Nachtangeln grundsätzlich verboten. In allen anderen Bundesländern entscheiden Gewässereigentümer und Pächter individuell – der Blick in deinen Erlaubnisschein ist Pflicht!

Warum Nachtangeln so erfolgreich ist

Die Dunkelheit verändert das Verhalten der Fische fundamental. Viele Arten, die tagsüber extrem scheu reagieren und sich in sichere Verstecke zurückziehen, werden nachts plötzlich aktiv und beißfreudig. Dieser Wandel hat biologische Gründe: Nachtaktive Fische wie Aal und Wels sind perfekt an die Dunkelheit angepasst. Ihre Seitenlinienorgane nehmen kleinste Schwingungen im Wasser wahr, ihr Geruchssinn arbeitet auf Hochtouren. Sie müssen nicht mehr auf ihre Augen vertrauen – stattdessen jagen sie mit Sinnen, die in der Dunkelheit überlegen sind.

Aber auch tagaktive Fische wie Karpfen, Schleie und Brassen profitieren von der Dunkelheit. Sie fühlen sich sicherer ohne das Risiko von Feinden aus der Luft – keine Kormorane, keine Reiher, keine Menschen am Ufer. Diese Sicherheit macht sie mutiger. Sie kommen näher ans Ufer, fressen unvorsichtiger und nehmen Köder, die sie tagsüber niemals anfassen würden. Das ist deine Chance: Fische, die bei Tageslicht extrem misstrauisch sind, werden nachts zu dankbaren Zielen.

Ein weiterer Vorteil der Nacht: Du konkurrierst mit weniger Anglern. Während an beliebten Gewässern tagsüber oft Dutzende Angler ihre Ruten auswerfen, hast du nachts meist deutlich mehr Ruhe. Die Fische sind weniger durch Lärm, Bewegung und ständige Köder gestresst. Dein Köder fällt auf – und genau das kann den Unterschied zwischen einem erfolglosen Tag und einer unvergesslichen Nacht mit kapitalen Fängen ausmachen.

Die richtige Ausrüstung für Nachtangeln

Wenn die Dunkelheit einbricht, wird deine Ausrüstung zum entscheidenden Faktor zwischen Erfolg und Frustration. Du kannst nachts nicht einfach deine Tasche durchsuchen oder schnell etwas nachholen. Deshalb ist eine durchdachte Vorbereitung unverzichtbar. Die wichtigsten Ausrüstungsteile beim Nachtangeln sind Bissanzeiger, Beleuchtung und organisiertes Zubehör – jedes Element muss perfekt funktionieren, damit du entspannt angeln kannst.

Bissanzeiger: Deine Augen in der Nacht

Bei Tageslicht siehst du jeden Zupfer an der Rutenspitze. Nachts bist du blind – deshalb sind elektronische Bissanzeiger das Herzstück deiner Ausrüstung. Moderne Bissanzeiger kombinieren optische LED-Signale mit akustischen Tönen und bieten verstellbare Sensibilität für unterschiedliche Bedingungen. Der große Vorteil: Du kannst sie leise stellen, um scheue Fische nicht zu verschrecken, oder laut, wenn du weiter weg vom Wasser sitzt.

Besonders praktisch sind Modelle mit Funkempfänger, die Reichweiten bis zu einem Kilometer bieten. Das bedeutet: Du kannst dich ins Zelt zurückziehen, am Lagerfeuer sitzen oder kurz zum Auto gehen, ohne ständig an den Ruten zu sitzen. Sobald ein Fisch beißt, meldet sich der Funkempfänger – egal wo du gerade bist. Das macht Nachtangeln deutlich entspannter, besonders bei langen Sessions über mehrere Stunden.

Zusätzlich zu den elektronischen Bissanzeigern solltest du Knicklichter oder LED-Bissanzeiger an der Rutenspitze befestigen. Diese optischen Signale zeigen dir sofort, welche Rute läuft – besonders wenn du mehrere Ruten ausbringst. Grün, Gelb oder Rot leuchten in der Dunkelheit und geben dir eine schnelle visuelle Orientierung, noch bevor du das elektronische Signal hörst.

Unverzichtbare Ausrüstung für Nachtangeln

Elektronische Bissanzeiger mit Funkempfänger

Kombiniert optische LED-Signale mit akustischen Tönen, verstellbare Sensibilität und bis zu 1 km Reichweite für maximale Flexibilität am Angelplatz

Kopflampe mit Rotlicht-Funktion

Rotlicht verschreckt Fische weniger und erhält deine Nachtsicht besser als weißes Licht – unverzichtbar für Köderwechsel und Hakenlösen

Knicklichter oder LED-Bissanzeiger für Rutenspitzen

Optische Signale zeigen sofort, welche Rute läuft – besonders wichtig bei mehreren Ruten gleichzeitig

Warme, wasserdichte Kleidung in Schichten

Auch im Sommer wird es nachts feucht und kühl – Thermounterwäsche, Fleece und wasserdichte Jacke schützen vor Auskühlung

Mückenschutz und Abwehrspray

Moskitos sind nachts besonders aktiv – langärmlige Kleidung und effektives Spray verhindern schmerzhafte Stiche

Weißes Handtuch als Werkzeug-Unterlage

Auf hellem Untergrund findest du Messer, Zange und Totschläger sofort – verhindert langes Suchen im Dunkeln

Beleuchtung: Rotlicht statt grelle Taschenlampe

Die falsche Beleuchtung kann deine gesamte Nacht ruinieren. Wenn du mit einer grellen Taschenlampe direkt ins Wasser leuchtest, verschreckst du nicht nur die Fische in deinem Angelbereich – du zerstörst auch deine eigene Nachtsicht für mindestens 15-20 Minuten. Deine Augen brauchen diese Zeit, um sich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen. Das bedeutet: Ein kurzer Moment Unachtsamkeit kostet dich wertvolle Minuten, in denen du orientierungslos im Dunkeln stehst.

Die Lösung: Kopflampen mit Rotlicht-Funktion. Rotes Licht hat zwei entscheidende Vorteile: Es stört Fische deutlich weniger, da es im Wasser schwächer gestreut wird und für viele Fischarten weniger sichtbar ist. Und es erhält deine Nachtsicht fast vollständig – du kannst nach dem Köderwechsel sofort wieder in die Dunkelheit schauen, ohne dass deine Augen neu adaptieren müssen. Moderne Kopflampen bieten meist mehrere Modi: Weißlicht für den Aufbau, Rotlicht für die Nacht und gedimmte Einstellungen für sensible Momente.

Ein wichtiger Tipp: Niemals direkt ins Wasser leuchten! Auch mit Rotlicht solltest du deine Kopflampe nach unten richten, wenn du am Ufer arbeitest. Fische wie Aal, Zander und Karpfen sind extrem lichtscheu – selbst indirektes Licht kann sie für Stunden aus deinem Bereich vertreiben. Wenn du einen Fisch landen musst, schalte die Lampe erst ein, wenn der Fisch bereits im Kescher liegt. Vorher solltest du im Dunkeln arbeiten und dich auf dein Gefühl verlassen.

Lege ein weißes Handtuch auf deinem Angelplatz aus und platziere darauf alle wichtigen Werkzeuge wie Messer, Hakenlöser, Zange und Totschläger. Auf hellem Untergrund findest du diese Dinge sofort – selbst im schwachen Licht deiner Kopflampe. Das spart wertvolle Sekunden beim Drill und verhindert frustrierendes Suchen.

Die besten Zielfische beim Nachtangeln

Nicht jeder Fisch ist nachts gleich aktiv. Während manche Arten in der Dunkelheit förmlich aufblühen, ziehen sich andere zurück und ruhen. Die erfolgreichsten Zielfische beim Nachtangeln sind jene, die sich über Jahrmillionen an die Dunkelheit angepasst haben – oder die nachts einfach sicherer fressen können, weil ihre natürlichen Feinde schlafen. Hier sind die Top-Zielfische für deine Nacht-Sessions, ihre Gewohnheiten und die besten Strategien, um sie zu fangen.

Die Top 4 Zielfische für Nachtangeln

Der klassische Nachtjäger

Der Aal ist der König des Nachtangelns. Seine schlangenartige Körperform, die hochsensiblen Seitenlinienorgane und der extrem ausgeprägte Geruchssinn machen ihn zum perfekten Nachtjäger. Aale orientieren sich fast ausschließlich über ihren Geruchssinn und können Beute über weite Distanzen aufspüren. Deshalb sind stark riechende Köder wie Tauwürmer, Bienenmaden oder Fischfetzen die erste Wahl.

Beste Taktik für Aal:

  • Beißzeit: 2-3 Stunden nach Sonnenuntergang bis Mitternacht – danach lässt die Aktivität meist nach
  • Köder präparieren: Tauwürmer mit Knoblauch oder speziellen Lockstoffen anreichern, um die Duftspur zu verstärken
  • Montage: Grundmontage mit mittlerer Bleibeschwerung – Aale fressen am Grund und scheuen schwere Montagen nicht
  • Wetter: Nach Regen und Gewittern besonders erfolgreich – Druckveränderungen aktivieren Aale zusätzlich

Wichtig: Achte auf die Schonzeit für Aale in deinem Bundesland – sie variiert je nach Region und schützt die bedrohten Bestände während der Laichzeit.

Schonzeiten beachten! Die Schonzeiten für Aal, Zander, Karpfen und Wels variieren je nach Bundesland. Aktuelle Schonzeiten ansehen →

Die besten Zeiten und Wetterbedingungen

Nicht jede Nacht ist gleich erfolgreich. Die Kombination aus Mondphase, Wetter und Tageszeit entscheidet darüber, ob die Fische aktiv sind oder nicht. Erfahrene Nachtangler wissen: Es gibt magische Stunden, in denen die Bissfrequenz explodiert – und es gibt tote Phasen, in denen absolut nichts passiert. Das Verständnis dieser Muster macht den Unterschied zwischen frustrierenden Nächten und spektakulären Fängen.

Die besten Beißzeiten in der Nacht

Die ersten 2-3 Stunden nach Sonnenuntergang sind oft die erfolgreichsten. In dieser Phase wechseln die Fische vom Tag- in den Nachtmodus. Aale und Zander beginnen ihre Jagd, die Dämmerung bietet perfekte Bedingungen für Raubfische. Danach folgt meist eine ruhigere Phase zwischen Mitternacht und 3 Uhr – viele Fische haben gefressen und ziehen sich zurück.

Doch dann kommt die Morgendämmerung zwischen 3 und 6 Uhr – und mit ihr oft die größten Fänge. Karpfen und Schleie werden jetzt besonders aktiv, große Welse machen sich auf die letzte Jagd vor Tagesanbruch. Diese Stunden erfordern Durchhaltevermögen – wer um 2 Uhr aufgibt, verpasst oft die besten Bisse der Nacht. Deshalb ist mentale Vorbereitung so wichtig: Plane eine lange Nacht ein und bleibe wach, auch wenn zwischendurch wenig passiert.

Mondphasen: Mehr als nur Aberglaube

Viele Angler belächeln den Einfluss des Mondes – doch die Wissenschaft gibt den alten Anglern recht. Bei Vollmond sind Karpfen und Zander messbar aktiver. Der hellere Nachthimmel verändert das Fressverhalten: Raubfische können besser jagen, Friedfische fühlen sich trotz Helligkeit sicher genug zum Fressen. Das Ergebnis: höhere Bissfrequenz, aktivere Fische, bessere Fangchancen.

Bei Neumond hingegen ist es stockdunkel – ideal für Aale, die absolute Dunkelheit bevorzugen. Die Strategie ist einfach: Plane deine Nachtangel-Sessions nach dem Mondkalender. Vollmond für Karpfen und Zander, Neumond für Aal – diese simple Regel kann deine Fangquote deutlich steigern, ohne dass du deine Taktik ändern musst.

Wetterwechsel: Die beste Zeit zum Nachtangeln

Stabile Wetterlagen sind langweilig – für Angler und für Fische. Die spannendsten Nächte kommen nach Wetterumschwüngen. Nach einem Gewitter sinkt der Luftdruck, der Sauerstoffgehalt im Wasser steigt, die Fische werden aktiv. Aale spüren Druckveränderungen besonders intensiv und fressen nach Gewittern oft wie verrückt. Auch Karpfen reagieren auf den frischen Sauerstoff und ziehen durchs Gewässer.

Besonders erfolgreich: Warme Sommernächte nach Regenfällen. Der Regen bringt Nährstoffe ins Wasser, trübt die Sicht leicht und gibt den Fischen ein Gefühl von Sicherheit. Bewölkte, regnerische Nächte sind oft produktiver als klare Sternennächte – auch wenn sie für dich als Angler ungemütlicher sind. Packe wasserdichte Kleidung ein und nutze diese Bedingungen – die Fische werden es dir danken.

Vergleich: Beste Bedingungen nach Zielfisch

Faktor
Aal
Nachtjäger
Zander
Dämmerungsjäger
Karpfen
Sicherheitsfresser
Wels
Opportunist
Beste Beißzeit
18-0 Uhr18-22 Uhr3-6 UhrGanze Nacht
Mondphase
NeumondVollmondVollmondEgal
Wetter
Nach RegenBewölktWarm/schwülGewitter
Lichtempfindlichkeit
Anfängerfreundlich

Vorbereitung: Tagsüber Angelstellen erkunden

Der größte Fehler beim Nachtangeln: Im Dunkeln ankommen und hoffen, dass alles klappt. Erfolgreiche Nachtangler erkunden ihre Spots tagsüber – sie wissen genau, wo tiefe Rinnen verlaufen, wo Seegras wächst und wo die besten Wurfschneisen liegen. Diese Vorbereitung ist kein optionales Extra, sondern die Grundlage für Erfolg. Du kannst nachts nicht einfach das Gewässer abloten oder nach Hindernissen suchen – das musst du vorher erledigen.

Die Checkliste für die Tages-Erkundung

Komme mindestens 2-3 Stunden vor Sonnenuntergang ans Gewässer. Nimm dein Echolot mit oder lote manuell mit einer Lotmontage. Suche nach Tiefenunterschieden, Abhängen und Strukturen wie versunkenen Bäumen, Seegrasfeldern oder Steinpackungen. Diese Bereiche sind nachts Hotspots – hier verstecken sich Fische tagsüber und hier jagen sie nachts.

Markiere deine Wurfschneisen: Suche dir markante Punkte am gegenüberliegenden Ufer – Bäume, Büsche, Gebäude – und merke dir die Richtung. Nachts kannst du dich an diesen Punkten orientieren, auch wenn du sie nur schemenhaft siehst. Clip deine Schnur auf die richtige Länge, damit du nachts exakt an die gleiche Stelle werfen kannst. Diese Vorbereitung erspart dir frustrierende Fehlwürfe in der Dunkelheit.

Baue deinen Angelplatz noch bei Tageslicht auf: Stuhl, Rod Pod, Bissanzeiger, Kescher, Werkzeug – alles sollte stehen, bevor die Dunkelheit kommt. Teste deine Bissanzeiger, überprüfe die Batterien deiner Kopflampe und lege alle wichtigen Utensilien griffbereit auf dem weißen Handtuch aus. Diese 30 Minuten Vorbereitung machen den Unterschied zwischen einer entspannten Nacht und stressigem Herumsuchen im Dunkeln.

Tages-Vorbereitung Checkliste

Gewässertiefe ausloten und Strukturen kartieren

Wurfschneisen markieren und Schnur clippen

Angelplatz aufbauen (Stuhl, Rod Pod, Bissanzeiger)

Batterien prüfen (Kopflampe, Bissanzeiger, Funkbox)

Werkzeug auf weißem Handtuch bereitlegen

Köder vorbereiten und Köderdosen sichern

Warme Kleidung und Mückenschutz einpacken

Notfallausrüstung prüfen (Erste-Hilfe, Handy geladen)

Die richtigen Köder für Nachtangeln

Nachts ändern sich die Regeln der Köderwahl komplett. Was tagsüber funktioniert, ist in der Dunkelheit oft wirkungslos – und umgekehrt. Der Grund: Fische verlassen sich nachts auf Geruch und Vibration, nicht auf Sicht. Grelle Farben sind egal, subtile Bewegungen unwichtig. Stattdessen zählen intensive Duftstoffe, starke Vibrationen und große Silhouetten. Die Köderwahl entscheidet darüber, ob die Fische deinen Köder überhaupt finden – und ob sie ihn als Beute wahrnehmen.

Naturköder: Die erste Wahl für Nachtangeln

Stark riechende Naturköder sind beim Nachtangeln unschlagbar. Tauwürmer sind der Klassiker – ihr intensiver Geruch lockt Aale, Welse und große Brassen aus weiter Entfernung an. Du kannst die Wirkung noch verstärken, indem du die Würmer mit Knoblauch, Fischöl oder speziellen Lockstoffen präparierst. Ein Tauwurm-Bündel mit 3-5 Würmern am Haken ist für Welse eine Delikatesse, die sie kaum ignorieren können.

Fischfetzen und Köderfische funktionieren hervorragend für Aal und Zander. Verwende ausschließlich tote Köderfische – die Verwendung lebender Köderfische ist in Deutschland nach dem Tierschutzgesetz verboten. Schneide die Fische leicht an, um die Duftspur zu verstärken. Für Zander eignen sich kleine Rotaugen oder Ukeleis (8-12 cm), für Welse dürfen es größere Exemplare (15-25 cm) sein.

Bienenmaden sind ein Geheimtipp für Aal. Ihr intensiver, süßlicher Geruch ist für Aale unwiderstehlich – oft noch effektiver als Tauwürmer. Kombiniere 3-4 Bienenmaden auf einem kleinen Haken und lege sie direkt am Grund aus. Die Maden entwickeln besonders nachts ihre volle Wirkung, wenn die Aale aktiv auf Nahrungssuche sind.

Kunstköder: Vibrationen und Kontraste

Für aktives Angeln auf Zander sind Wobbler in Weiß oder Silber die beste Wahl. Flachlaufende Modelle (0,5-1 m Tiefe) mit 10-12 cm Länge imitieren verletzte Fische perfekt. Suspender-Wobbler sind ideal – sie schweben in der Wassersäule und bleiben auch bei Stopps auf der richtigen Tiefe. Die hellen Farben erzeugen starke Kontraste in der Dunkelheit und machen den Köder für Zander leichter erkennbar.

Gummifische mit Schaufelschwanz erzeugen starke Druckwellen, die Zander über das Seitenlinienorgan wahrnehmen. Führe sie langsam und gleichmäßig – schnelle Bewegungen sind nachts kontraproduktiv. Die Fische reagieren auf subtile Vibrationen, nicht auf hektische Action. Wähle größere Modelle (12-15 cm), damit die Silhouette auch in der Dunkelheit gut erkennbar ist.

Boilies für Karpfen: Intensiv und penetrant

Beim Karpfenangeln nachts sind intensive Boilies mit starkem Geruch unerlässlich. Fruchtige Aromen wie Erdbeer oder Ananas funktionieren gut, noch besser sind fischige oder würzige Sorten. Die Karpfen fressen nachts primär über den Geruchssinn – dein Köder muss also eine starke Duftspur legen. Verwende Boilies mit 18-20 mm Durchmesser und kombiniere sie mit Pellets und Hanf im Futter, um die Fische länger am Platz zu halten.

Wichtig bei der Anfütterung: Weniger ist mehr. Für eine kurze Nacht reichen 3-5 Futterraketen mit einer Mischung aus Pellets, Hanf und geteilten Boilies. Du willst die Karpfen anlocken und neugierig machen – nicht sättigen. Großflächiges Anfüttern funktioniert nur bei mehrtägigen Sessions, wenn du die Fische langfristig an den Spot gewöhnen möchtest.

Häufig gestellte Fragen zum Nachtangeln

Nein, in Baden-Württemberg und Brandenburg ist Nachtangeln grundsätzlich verboten. In allen anderen Bundesländern entscheiden Gewässereigentümer und Pächter individuell über die Erlaubnis. Der Blick in deinen Erlaubnisschein ist Pflicht – dort steht genau, ob und wann Nachtangeln am jeweiligen Gewässer gestattet ist. Informiere dich vor jedem Angelausflug über die aktuell geltenden Regelungen.

Unverzichtbar sind elektronische Bissanzeiger (idealerweise mit Funkempfänger), eine Kopflampe mit Rotlicht-Funktion, warme und wasserdichte Kleidung, Knicklichter oder LED-Bissanzeiger für die Rutenspitzen und ein aufgeräumter Angelplatz mit weißem Handtuch als Werkzeug-Unterlage. Zusätzlich empfehlenswert: Mückenschutz, Thermokleidung und eine vollständig geladene Powerbank für Notfälle.

Elektronische Bissanzeiger kombinieren optische LED-Signale mit akustischen Tönen und bieten verstellbare Sensibilität für unterschiedliche Bedingungen. Du kannst sie auf zarte Zupfer oder kräftige Bisse einstellen. Mit Funkempfänger erreichst du Reichweiten bis 1 km – das bedeutet, du kannst dich vom Angelplatz entfernen, ohne Bisse zu verpassen. Mechanische Bissanzeiger funktionieren nur optisch und haben keine Reichweite.

Stark riechende Naturköder sind unschlagbar: Tauwürmer, Fischfetzen, Bienenmaden für Aal, intensive Boilies mit penetrantem Geruch für Karpfen und kleine Köderfische (nur tot!) oder weiße/silberne Wobbler für Zander. Die Fische orientieren sich nachts über Geruch und Vibration – deshalb zählen intensive Aromen und starke Druckwellen mehr als grelle Farben.

Die ersten 2-3 Stunden nach Sonnenuntergang sind ideal für Aal und Zander. Danach folgt oft eine ruhige Phase bis 3 Uhr. Die Morgendämmerung zwischen 3 und 6 Uhr bringt dann oft die größten Fänge, besonders bei Karpfen und Schleie. Besonders erfolgreich: Vollmond-Nächte für Karpfen und Zander, Neumond-Nächte für Aal und warme Nächte nach Regen.

Die Platzwahl erfolgt tagsüber! Komme 2-3 Stunden vor Sonnenuntergang ans Gewässer und erkunde das Gewässer mit Echolot oder Lotmontage. Suche nach Tiefenunterschieden, Seegrasfeldern, versunkenen Bäumen und Abhängen. Markiere Wurfschneisen anhand von Bäumen oder Gebäuden am gegenüberliegenden Ufer und clippe die Schnur auf die richtige Länge. Nachts angelst du in Ufernähe und an Lichtquellen wie beleuchteten Brücken.

Grelles weißes Licht verschreckt lichtscheue Fische wie Aal, Zander und Karpfen massiv. Außerdem zerstört es deine eigene Nachtsicht für 15-20 Minuten – du bist danach orientierungslos im Dunkeln. Rotlicht ist deutlich besser: Es stört Fische weniger, da es im Wasser schwächer gestreut wird, und erhält deine Nachtsicht fast vollständig. Niemals direkt ins Wasser leuchten – auch nicht mit Rotlicht!

Plane mentale Pausen ein: Kurze Spaziergänge am Ufer, warme Getränke (Tee, Kaffee) und energiereiche Snacks wie Nüsse oder Schokolade helfen gegen Müdigkeit. Vermeide schwere Mahlzeiten – sie machen müde. Wechsle zwischen aktivem und passivem Angeln: Mal aktiv mit der Spinnrute auf Zander, mal passiv mit Grundmontagen auf Aal. Die besten Fänge kommen oft kurz vor der Morgendämmerung – wer durchhält, wird belohnt!

Fazit: Nachtangeln als Erlebnis

Nachtangeln ist mehr als nur eine Technik – es ist ein Erlebnis, das alle Sinne fordert und belohnt. Die Dunkelheit verändert alles: wie du angelst, wie die Fische fressen, wie du das Gewässer wahrnimmst. Die Stille der Nacht, das Plätschern des Wassers, das plötzliche Aufleuchten des Bissanzeigers – diese Momente vergisst du nie. Und wenn dann ein kapitaler Aal, ein kampfstarker Zander oder ein großer Karpfen an deinem Haken hängt, verstehst du, warum so viele Angler die Nacht der Tageslicht-Angelei vorziehen.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren:

  • Vorbereitung ist alles – erkunde das Gewässer tagsüber und baue deinen Platz vor der Dunkelheit auf
  • Die richtige Ausrüstung entscheidet – elektronische Bissanzeiger, Kopflampe mit Rotlicht und organisiertes Zubehör sind unverzichtbar
  • Köder mit starkem Geruch – Fische orientieren sich nachts über Geruchssinn und Seitenlinienorgane, nicht über Sicht

Nachtangeln erfordert Geduld, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, auch mal eine ruhige Nacht ohne spektakuläre Fänge zu akzeptieren. Aber wenn du die Grundlagen beherrschst, die richtigen Zeiten wählst und deine Ausrüstung im Griff hast, wirst du mit unvergesslichen Momenten und kapitalen Fischen belohnt. Die Nacht gehört den mutigen Anglern – und den Fischen, die im Schutz der Dunkelheit ihre wahre Natur zeigen. Wage den Schritt in die Dunkelheit – es lohnt sich!

Bereit für deine erste Nacht am Wasser? Entdecke weitere Techniken und Tipps für erfolgreiches Angeln!