Äschen angeln mit Fliege

Trockenfliegen, CDC-Muster & perfekte Präsentation

Fliege – die natürliche Nahrung der Äsche

Die Äsche ist ein hochspezialisierter Fliegenfresser. Über 90% ihrer Nahrung nimmt sie grundnah auf – trotzdem steigt sie regelmäßig an die Oberfläche, um Eintagsfliegen, Köcherfliegen und Mücken zu jagen. Dieser scheinbare Widerspruch erklärt sich durch ihre Anatomie: Das unterständige Maul ist perfekt für grundnahe Jagd optimiert, während die große Rückenflosse sie ohne großen Kraftaufwand zur Oberfläche hebt.

Die entscheidende Erkenntnis: Bei der Äsche ist die Präsentation zu 85% wichtiger als das Fliegenmuster. Charles Ritz brachte es auf den Punkt: "85% Präsentation, nur 15% Fliegenmuster." Eine perfekte Dead-Drift mit einer durchschnittlichen Fliege fängt mehr Äschen als ein Meisterwerk der Bindekunst, das über den Fisch dreggt.

Das macht das Fliegenfischen auf Äsche gleichzeitig herausfordernd und faszinierend. Äschen steigen langsam und gemächlich, schwimmen einer Fliege sogar hinterher – aber nur, wenn die Drift absolut natürlich ist. Die geringste Schleppwirkung, der kleinste unnatürliche Zug am Vorfach – und die Äsche verweigert.

Gleichzeitig sind Äschen überraschend verzeihend: Misslungene Würfe werden toleriert, und du kannst denselben Fisch mehrfach anwerfen, ohne ihn zu vergrämen. Das ist ein enormer Vorteil gegenüber Forellen, die nach dem ersten Fehler oft für Stunden verschwinden.

Trockenfliegen für Äschen

Trockenfliegen sind die Königsklasse beim Äschenangeln. Nichts ist spektakulärer als eine Äsche, die langsam zur Oberfläche steigt, die Fliege inspiziert und sie sanft einsaugt. Aber nur die richtigen Muster mit der richtigen Präsentation führen zum Erfolg.

CDC-Fliegen – die absolute Königsklasse

CDC (Cul de Canard) steht für Entenbürzelfedern, die von Natur aus wasserabweisend sind. Die Mikrohärchen umschließen winzige Luftbläschen und sorgen für extrem gute Schwimmfähigkeit – ohne Fetten. CDC-Fliegen sitzen tief im Oberflächenfilm, genau dort, wo Äschen ihre Nahrung erwarten.

Top CDC-Muster:

  • Red Tag CDC (Hakengröße 14-16) – Der absolute Klassiker mit rotem Schwänzchen als Trigger
  • CDC & Elk – Kombination aus CDC-Hechel und Elchhaaren für perfekte Schwimmfähigkeit
  • F-Fly – Speziell für langsame Strömung, extrem spärlich gebunden
  • BWO Split Wing Dun – Imitiert Baetis-Eintagsfliegen perfekt

Wichtig: CDC-Fliegen niemals fetten! Sobald die Mikrohärchen gefettet werden, verlieren sie ihre Fähigkeit, Sauerstoff zu umschließen – und damit ihre Schwimmfähigkeit.

Parachute-Fliegen – immer korrekt landend

Parachute-Fliegen haben einen horizontalen Hechel-Kranz um die aufrecht stehende Schwinge. Das sorgt dafür, dass die Fliege immer korrekt auf dem Wasser landet und tief im Oberflächenfilm sitzt – ideal für das unterständige Äschenmaul.

Parachute Adams ist der zeitlose Klassiker, der von Frühjahr bis Herbst funktioniert. Auch Klinkhamer (mit halb getauchtem Körper) ist besonders fängig – die Äsche sieht ein "leichte Beute" und steigt bereitwillig.

Nassfliegen und Emerger

Während Trockenfliegen an der Oberfläche schwimmen, werden Nassfliegen unter Wasser präsentiert. Sie imitieren Insekten, die zur Oberfläche aufsteigen oder bereits ertrunken sind. Emerger sind die Spezialisten für das letzte Larvenstadium vor dem Schlupf – oft die fängigste Phase überhaupt.

Nassfliegen – klassische Swing-Technik

Nassfliegen fehlen große Flügel, sie sinken ab und treiben dem Fisch direkt ins Maul. Nach der klassischen Dead-Drift wird die Fliege von links nach rechts bewegt und wie ein Streamer gestripped. Diese Swing-Technik fängt überraschend viele Äschen, besonders in schneller Strömung.

Red Tag funktioniert hervorragend als Nassfliege – das rote Schwänzchen wirkt als Trigger auch unter Wasser. Kombiniert mit einem leichten Stripping wird die Fliege zur "Easy Prey" für Äschen.

Emerger – an der Oberflächenbarriere

Emerger imitieren das aufsteigende letzte Larvenstadium vor dem Schlupf. Sie hängen halb in der Oberflächensperre – genau dort, wo viele Insekten scheitern und eine leichte Beute darstellen.

Deer Hair Emerger aus nur drei Materialien bindet die erfolgreichsten Eintagsfliegen-Emerger. Parachute Adams Emerger mit seiner außerordentlichen Anziehungskraft ist ein weiterer Top-Kandidat.

Taktik: Wenn Äschen steigen, aber deine Trockenfliege verweigern – wechsle zu einem Emerger. Oft fokussieren sich Äschen gezielt auf die aufsteigenden Larven und ignorieren fertig geschlüpfte Fliegen an der Oberfläche.

Top Fliegenmuster für Äschen

Die Red Tag CDC ist das wohl bekannteste Äschenmuster überhaupt. Das rote Schwänzchen (Red Tag) wirkt als Trigger und zieht Äschen magisch an – selbst wenn keine roten Insekten schlüpfen. Kombiniert mit CDC-Hechel für perfekte Schwimmfähigkeit ist diese Fliege das ganze Jahr über fängig.

Hakengrößen: 14-16 (Standard), bis 18 im Herbst

Bindematerialien: Roter Wollfaden oder Floss für Tag, CDC-Federn natur oder olivgrau, dünner Körper aus Dubbing

Einsatz: Universalmuster von Frühjahr bis Herbst, besonders in klarem Wasser. Auch als Nassfliege mit Swing-Technik erfolgreich.

Die Parachute Adams ist eine der erfolgreichsten Trockenfliegen überhaupt – für Bachforellen ebenso wie für Äschen. Die horizontale Hechel-Bindung sorgt dafür, dass die Fliege immer korrekt landet und tief im Oberflächenfilm sitzt.

Hakengrößen: 12-18 (für Äsche bevorzugt 14-16)

Einsatz: Universalmuster für Eintagsfliegen-Imitationen, funktioniert ganzjährig. Besonders erfolgreich bei gemischten Schlupf-Situationen, wenn nicht klar ist, welches Insekt gerade dominant ist.

Vorteil: Extrem gut sichtbar für den Angler durch den weißen Parachute-Post – wichtig für präzise Driftkontrolle.

CDC & Elk kombiniert die natürliche Schwimmfähigkeit von Entenbürzelfedern (CDC) mit den wasserabweisenden Eigenschaften von Elchhaar. Das Ergebnis: Eine Fliege, die stundenlang schwimmt, ohne gefettet werden zu müssen.

Hakengrößen: 14-18

Einsatz: Ideal für langsame bis mittlere Strömung, besonders bei Baetis-Schlupf (Eintagsfliegen). Funktioniert auch hervorragend als Emergermuster, wenn sie leicht unter die Oberfläche gezogen wird.

Bindeweise: Spärlich binden! Weniger ist mehr bei dieser Fliege.

Die F-Fly (benannt nach dem schwedischen Fliegenfischer Frederic Andersen) ist speziell für langsame Strömungen konzipiert. Extrem spärlich gebunden mit CDC-Flügel, sitzt sie perfekt im Film und wird selbst von scheuen Äschen akzeptiert.

Hakengrößen: 16-20

Einsatz: Glatte, langsame Wasseroberflächen, wo jede Schleppwirkung sofort auffällt. Auch in Kehrwasser und Gumpen sehr fängig.

Besonderheit: Die F-Fly hat praktisch keinen Körper – nur CDC-Flügel und Hechel. Diese Minimalismus ist ihr Erfolgsgeheimnis.

Der Klinkhamer (benannt nach dem niederländischen Fliegenbinder Hans van Klinken) ist ein Emerger mit halb getauchtem Körper. Die Äsche sieht eine "leichte Beute", die in der Oberflächensperre gefangen ist – und steigt bereitwillig.

Hakengrößen: 12-16

Einsatz: Besonders erfolgreich während Schlupfphasen, wenn Äschen gezielt Emerger jagen. Funktioniert auch bei Köcherfliegen-Schlupf.

Vorteil: Sehr gut sichtbar für den Angler durch die aufrechte Parachute-Schwinge.

Black Gnat ist eine klassische Mücken-Imitation und besonders im Winter erfolgreich. Winzige schwarze Mücken (Midges) schlüpfen auch bei Kälte – und Äschen jagen sie unermüdlich.

Hakengrößen: 18-22 (extrem klein!)

Einsatz: Herbst und Winter, wenn größere Insekten fehlen. Besonders in schnellem, flachem Wasser nicht meiden – Äschen stehen auch im Winter in der Strömung.

Tipp: Verwende feinste Vorfächer (0,10-0,12mm) und extrem langsame Dead-Drift.

Charles Ritz-Regel: "85% Präsentation, nur 15% Fliegenmuster" – Die perfekte Drift ist wichtiger als die perfekte Fliege!

Präsentation und Drift – der Schlüssel zum Erfolg

Die Präsentation ist zu 85% wichtiger als das Fliegenmuster. Eine durchschnittliche Fliege mit perfekter Dead-Drift fängt mehr Äschen als ein Meisterwerk, das über den Fisch dreggt. Äschen sind extrem selektiv bei der Drift – aber verzeihend bei Fehlwürfen.

Dead Drift – die Grundtechnik

Dead Drift bedeutet: Die Fliege treibt exakt mit der Grundströmungsgeschwindigkeit, ohne jegliche Schleppwirkung. Das Vorfach darf die Fliege nicht ziehen, bremsen oder beschleunigen. Klingt einfach – ist aber extrem schwer zu meistern.

Technik:

  1. Schräg stromauf werfen mit viel Vorhalt
  2. Vorfachschlangen beim Aufsetzen erzeugen (Wiggle Cast)
  3. Rutenspitze mit der Strömung führen, um Dreggen zu vermeiden
  4. Lange Drift – Äschen steigen langsam und schwimmen der Fliege hinterher

Leisenring Lift: Bei der Abdrift flussabwärts die Rutenspitze zart anheben – die Fliege steigt leicht auf, wie ein natürlich schlüpfendes Insekt. Oft der entscheidende Trigger!

Vorfach – lang und fein

Äschen sind scheue Fische in klarem Wasser. Ein 12ft-Vorfach (ca. 3,60m) ist Standard, bei heiklen Fischen sogar 15-17 Fuß (4,50-5m). Die Tippet-Spitze sollte 0,10-0,12mm fein sein – deutlich feiner als bei Forellen.

Konische Verjüngung ist wichtig: Das Vorfach sollte sich von der dickeren Schnur (0,20-0,25mm) bis zur feinen Spitze (0,10mm) verjüngen. So überträgt sich der Wurf besser, und die Fliege landet sanft.

Stromab-Präsentation – optimal für Äschen

Die Stromab-Präsentation (Downstream-Drift) ist die klassische Methode für Äschen. Die Fliege erreicht den Fressplatz vor dem Vorfach – die Äsche sieht also zuerst die Fliege, nicht die Schnur. Das vermeidet Skepsis.

Vorteile:

  • Fliege landet vor dem Vorfach
  • Äsche wird nicht durch sichtbare Schnur gewarnt
  • Natürliche Drift in Strömungsrichtung
  • Weniger Schleppgefahr

Nachteil: Der Anhieb muss verzögert erfolgen. Äschen steigen langsam und saugen die Fliege unter Wasser oder im Film ein – nicht an der Oberfläche. Wenn du sofort anhaust, ziehst du die Fliege aus dem Maul. 1-2 Sekunden warten, bis die Äsche abgetaucht ist – dann anheben.

Vorfachschlangen – Dreggen vermeiden

Vorfachschlangen (Slack Line) sind überschüssige Schnur, die beim Aufsetzen der Fliege auf dem Wasser liegt. Sie verhindern, dass die Fliege sofort vom Vorfach gezogen wird. Stattdessen kann sie mehrere Meter lang perfekt driften, bevor die Strömung das Vorfach strafft.

Technik: Wiggle Cast – die Rutenspitze beim Wurf leicht hin und her bewegen. Das Vorfach landet in S-Kurven auf dem Wasser und ermöglicht lange Dead-Drift.

Saisonale Anpassungen

Äschen steigen ganzjährig nach Fliegen – aber Mustergröße und Präsentation müssen saisonal angepasst werden. Die Größe der Beutetiere nimmt im Jahresverlauf kontinuierlich ab, bis im Winter nur noch winzige schwarze Mücken geschlüpft werden.

Frühjahr – größere Muster

Im Frühjahr (März-Mai) beginnt die Äschensaison mit größeren Mustern: Hakengrößen #8-10 sind normal. Eintagsfliegen schlüpfen massenhaft, und Äschen sind nach der Schonzeit hungrig.

Top-Muster: Parachute Adams, March Brown, Olive Dun in Größe 10-12

Sommer – Nahrungsumstellung

Im Sommer wird die Nahrung kleiner: Hakengrößen 14-16 sind Standard. Besonders Ameisenimitationen sind ein Geheimtipp – viele Ameisen fallen ins Wasser und werden gerne genommen.

Tipp: Kühlere Morgen- und Abendstunden bevorzugen. Bei Hitze ziehen sich Äschen in tiefere, kühlere Bereiche zurück.

Herbst – die Hochsaison

Der Herbst (September-November) ist die absolute Hochsaison für Äschen. Die Temperaturen fallen, das Wasser klart auf, und Äschen werden extrem aktiv. Sie steigen regelmäßig und fressen sich Reserven für den Winter an.

Mustergröße: Jetzt wird es klein – #16-20 sind typisch. Blue Dun, Adams, Red Tag in kleinen Größen.

Winter – Miniaturfliegen

Das Fliegenfischen im Winter ist hervorragend möglich! Winzige schwarze Midges und Gnats bis Hakengröße #22 sind extrem effektiv. Schnelles flaches Wasser meiden – Äschen stehen im Winter in ruhigeren, tieferen Bereichen.

Wichtig: Feinste Vorfächer (0,10mm) und extrem langsame Dead-Drift. Äschen sind im Winter träger und steigen noch langsamer als sonst.

Die Schonzeiten und Mindestmaße variieren je nach Bundesland. Aktuelle Regelungen ansehen →

Farbpsychologie – grelle Farben funktionieren!

Äschen zeigen bei Selektivität ein extrem hohes Niveau – gleichzeitig lassen sie sich durch grelle, unnatürliche Farben überlisten. Orange, Violett, Lila, Glitzer – je bunter, desto besser. Dieser scheinbare Widerspruch ist bis heute nicht vollständig erklärt.

Bewährte Trigger-Farben:

  • Rot (Red Tag) – der absolute Klassiker
  • Orange (Hot Spots an Körper oder Schwänzchen)
  • Violett/Lila (Pheasant Killer mit Glo Brite Hotspot)
  • Glitzer (Tinsel, Flashabou) in Körper oder Flügel

Diese Hot Spots erhöhen die Bissfrequenz deutlich – selbst wenn kein rotes oder oranges Insekt schlüpft. Die "Lady of the stream" wird durch Farbreize zum Beißen animiert, die nichts mit natürlicher Nahrung zu tun haben.

Kombination: Naturgetreue Silhouette + greller Trigger = Erfolgsmuster (z.B. CDC-Fliege mit rotem Tag)

Hakengrößen im Jahresverlauf

Frühjahr: #8-10

Größere Muster für Eintagsfliegen-Schlupf nach Schonzeit

Sommer: #14-16

Standardgrößen für Köcherfliegen und kleinere Eintagsfliegen

Herbst: #16-20

Kleine Muster für selektive Äschen in Hochsaison

Winter: #18-22

Winzige Midges und Gnats für Winterfischen

CDC-Fliegen: #14-18

Standard-Größen für Red Tag, F-Fly, CDC & Elk

Parachute: #12-16

Parachute Adams und Klinkhamer in mittleren Größen

Vorfach-Technik für scheue Äschen

Das Vorfach ist genauso wichtig wie die Fliege. Äschen leben in klarem Wasser und sind extrem scheu. Ein zu kurzes, zu dickes oder sichtbares Vorfach führt zu sofortiger Verweigerung.

Länge und Material

Standard: 9-10 Fuß (ca. 2,70-3m), bei heiklen Fischen 12-17 Fuß (3,60-5m). Je klarer das Wasser und je scheuer die Äschen, desto länger das Vorfach.

Material: Fluorocarbon ist unter Wasser nahezu unsichtbar – ideal für Äschen. Monofile Vorfächer funktionieren auch, sind aber sichtbarer.

Konische Verjüngung

Das Vorfach muss sich konisch verjüngen: Von der dickeren Schnur (0,20-0,25mm) bis zur feinen Tippet-Spitze (0,10-0,12mm). So überträgt sich der Wurf besser, und die Fliege landet sanft.

Knotless Taper (vorgefertigte konische Vorfächer) sind ideal für Anfänger. Fortgeschrittene können sich eigene Vorfächer knoten.

Tippet-Stärke

Für Äschen ist 0,10-0,12mm Standard. Das ist deutlich feiner als bei Bachforellen (0,14-0,16mm). Der Grund: Äschen sind scheuer und das Wasser meist klarer.

Kompromiss: 0,12mm ist ein guter Mittelweg – fein genug für Äschen, robust genug für sichere Drills.

Anhieb-Technik – verzögert und sanft

Viele Anhiebe gehen bei Äschen ins Leere – nicht weil die Fliege schlecht war, sondern weil der Anhieb zu früh kam. Äschen saugen die Fliege unter Wasser oder im Oberflächenfilm ein, nicht an der Oberfläche wie Forellen.

Timing

1-2 Sekunden warten, nachdem die Äsche gestiegen ist. Du siehst, wie sie die Fliege einsaugt, abtaucht – und jetzt anheben. Nicht sofort, nicht zu spät. Diese Verzögerung ist der Schlüssel zu hohen Hakenquoten.

Kraft

Der Anhieb muss sanft sein. Äschen haben ein weiches Maul, das leicht ausreißt. Eine harte Rutenklasse 4-5 mit langsamer bis mittelschneller Aktion ist ideal – sie verzeiht zu harte Anhiebe.

Technik: Nicht ruckartig ziehen, sondern die Rutenspitze zart anheben. Die Rute biegt sich, der Haken greift – fertig.

Gewässer-Taktik und Hot Spots

Kehrwasser (strömungsberuhigte Bereiche hinter Steinen) und Gumpen (tiefe Becken) sind klassische Äschen-Hot-Spots. Hier stehen Äschen in Gruppen und fressen sich die angespülten Insekten aus der Hauptströmung.

Taktik: Fliege am oberen Rand des Kehrwassers absetzen, lange Dead-Drift durch die ruhige Zone. Äschen steigen oft am Ende der Drift, kurz bevor die Fliege wieder in die Strömung gezogen wird.

Viele Angler meiden schnelles, flaches Wasser – ein Fehler! Äschen stehen ganzjährig in schneller Strömung, selbst im Winter. Sie nutzen die Strömung, um sich ohne großen Aufwand emporheben zu lassen.

Taktik: Kurze, präzise Würfe in die Strömungskante. Die Fliege driftet nur wenige Sekunden, bevor sie aus dem Sichtfeld der Äsche ist – aber genau dort stehen oft die größten Äschen.

Äschen sind Schwarmfische und stehen in Gruppen. Wenn du einen Hot Spot gefunden hast, kannst du oft mehrere Äschen hintereinander fangen. Anders als Forellen, die sich nach einem Fehlbiss verziehen, bleiben Äschen am Platz.

Tipp: Nach einem erfolgreichen Drill die Stelle 10-15 Minuten ruhen lassen, dann erneut versuchen. Die restlichen Äschen sind meist noch da.

Äschen lieben Struktur: Steine, versunkene Baumstämme, Unterspülungen. Diese Bereiche bieten Schutz vor Strömung und Fressfeinden – und gleichzeitig reichlich Nahrung.

Taktik: Fliege knapp oberhalb der Struktur absetzen und Dead-Drift durch den Bereich. Oft steigen Äschen direkt hinter großen Steinen.

Häufige Fragen zu Fliegen auf Äsche

Verzögerter, sanfter Anhieb ist die Lösung. Äschen saugen die Fliege unter Wasser oder im Oberflächenfilm ein – nicht an der Oberfläche. Wenn du sofort anhaust, ziehst du die Fliege aus dem Maul.

Technik: 1-2 Sekunden warten, bis die Äsche abgetaucht ist, dann zart anheben. Nicht ruckartig ziehen!

NIEMALS! CDC-Fliegen verlieren ihre Schwimmfähigkeit vollständig, wenn die Mikrohärchen gefettet werden. Die Härchen können dann keinen Sauerstoff mehr umschließen – die natürliche Schwimmfähigkeit ist dahin.

Alternative: Wenn die CDC-Fliege nach mehreren Fischen nicht mehr schwimmt, einfach trockenschütteln und kurz in der Luft trocknen lassen. Oder Fliege wechseln.

Forellen gefangen = Mittelwasser, Äschen gefangen = korrekte Grundnähe. Wenn du viele Forellen fängst, aber keine Äschen, läuft deine Nymphe zu hoch. Äschen jagen zu über 90% grundnah.

Lösung: Schwere Nymphen verwenden (Tungsten Jig, Bead Head) oder längeres Vorfach für tieferen Drift.

Standard: 9-10 Fuß (ca. 2,70-3m). Bei heiklen, scheuen Äschen auf 15-17 Fuß (4,50-5m) verlängern. Je klarer das Wasser, desto länger das Vorfach.

Tippet-Stärke: 0,10-0,12mm Fluorocarbon für maximale Unauffälligkeit.

Ja, hervorragend! Winzige schwarze Mücken-Imitationen (Midges, Gnats) bis Größe #22 sind im Winter extrem effektiv. Äschen jagen auch bei Kälte nach Insekten – nur die Muster werden kleiner.

Tipp: Schnelles flaches Wasser im Winter meiden. Äschen stehen in ruhigeren, tieferen Bereichen.

Die "Lady of the stream" wird durch Orange, Violett, Lila und Glitzer zum Beißen animiert – obwohl diese Farben in der Natur nicht vorkommen. Instinkt schlägt Logik!

Hot Spots (grelle Trigger-Farben) erhöhen die Bissfrequenz deutlich. Kombination: Naturgetreue Silhouette + greller Trigger = Erfolgsmuster.

Ja! Im Gegensatz zu Forellen verzeihen Äschen misslungene Würfe und können wiederholt angeworfen werden. Das ist ein enormer Vorteil – du kannst denselben Fisch 5-10 Mal anwerfen, ohne ihn zu vergrämen.

Tipp: Nach einem Fehlbiss 2-3 Minuten warten, dann erneut versuchen.

Klasse 4-5 mit langsamer bis mittelschneller Aktion ist ideal. Äschen haben ein weiches Maul, das leicht ausreißt – eine weiche Rute verzeiht zu harte Anhiebe und schützt feine Tippets.

Länge: 8-9 Fuß (ca. 2,40-2,70m) für mittelgroße Bäche und Flüsse. Für größere Gewässer auch 9,5-10 Fuß.

Fazit: Präsentation schlägt Perfektion

Das Fliegenfischen auf Äsche ist eine faszinierende Herausforderung, die Präzision, Geduld und Präsentation belohnt. Die wichtigste Erkenntnis: 85% Präsentation, nur 15% Fliegenmuster (Charles Ritz). Eine durchschnittliche Fliege mit perfekter Dead-Drift fängt mehr Äschen als ein Meisterwerk der Bindekunst, das über den Fisch dreggt.

CDC-Fliegen (Red Tag, CDC & Elk, F-Fly) sind die Königsklasse – natürlich schwimmfähig, tief im Film, extrem fängig. Parachute-Fliegen (Adams, Klinkhamer) landen immer korrekt und sitzen perfekt für das unterständige Äschenmaul. Emerger sind die Spezialisten für Schlupfphasen und oft fängiger als Trockenfliegen.

Die Präsentation entscheidet über Erfolg oder Misserfolg: Dead-Drift mit Vorfachschlangen, 12ft-Vorfach mit 0,10-0,12mm Tippet, verzögerter Anhieb (1-2 Sekunden warten), Stromab-Präsentation für natürliche Drift. Diese Grundlagen müssen sitzen – dann funktionieren selbst einfache Muster.

Saisonale Anpassung ist wichtig: Im Frühjahr größere Muster (#8-10), im Sommer Standard (#14-16), im Herbst kleine Fliegen (#16-20), im Winter Miniaturen (#18-22). Die Beutetiere werden im Jahresverlauf immer kleiner – und die Fliegen müssen mitgehen.

Farbpsychologie: Grelle Farben (Orange, Violett, Lila, Glitzer) funktionieren überraschend gut – die "Lady of the stream" lässt sich durch Trigger-Farben überlisten, die nichts mit natürlicher Nahrung zu tun haben. Red Tag ist der absolute Klassiker!

Der Herbst ist die Hochsaison für Äschen mit Trockenfliege – die Temperaturen fallen, das Wasser klart auf, und Äschen steigen regelmäßig. Selbst im Winter funktionieren winzige Midges und Gnats hervorragend.

Äschen verzeihen Fehlwürfe – du kannst denselben Fisch mehrfach anwerfen, ohne ihn zu vergrämen. Das ist ein enormer Vorteil gegenüber Bachforellen. Nutze diese Eigenschaft für Präsentations-Training!

Bereit für deine erste Äsche mit der Fliege?

Binde eine Red Tag CDC, fische Dead-Drift im Kehrwasser, und erlebe den spektakulären Moment, wenn die Äsche langsam zur Oberfläche steigt!