Zander im Frühjahr im flachen Uferwasser bei Sonnenschein

Zanderangeln im Frühling

März bis Mai – wenn die Stachelritter ins Flachwasser ziehen und sich vor der Laichzeit vollfressen

Wenn im März die ersten Sonnenstrahlen das Wasser erwärmen und die Zander aus ihren Winterquartieren in die flachen Uferzonen ziehen, beginnt eine meiner liebsten Zeiten am Wasser. Der Frühling ist für mich als Zanderangler die Königszeit schlechthin – nicht nur wegen der guten Fangchancen, sondern weil das Zanderangeln jetzt besonders spannend wird. Du musst nicht mehr im tiefen Winter bei Minusgraden ausharren, sondern kannst bei angenehmen Temperaturen gezielt die Bereiche abfischen, wo sich die Stachelritter konzentrieren.

Was das Frühjahr so besonders macht: Zander sind echte 'Warmduscher'. Sie suchen gezielt Zonen auf, die sich schneller erwärmen als der Rest des Gewässers. Das können flache Buchten sein, steinige Uferbereiche oder Übergänge vom Flachwasser zur Tiefe. Der Temperaturunterschied klingt minimal – oft sind es nur 3-4 Grad – aber für Zander ist das der entscheidende Faktor. Ihr Stoffwechsel springt bei etwa 12°C Wassertemperatur richtig an, und ab diesem Zeitpunkt beginnt das große Fressen vor der kräftezehrenden Laichzeit.

In diesem Guide erfährst du, warum März einer der besten Monate überhaupt ist, wo Zander im Frühling stehen, welche Gummifische bei welcher Wassertemperatur funktionieren und wie du die Hotspots findest, an denen sich die Fische konzentrieren. Ich teile mit dir meine eigenen Erfahrungen vom Rhein, zeige dir typische Anfängerfehler und verrate dir Strategien, die auch bei schwierigen Bedingungen funktionieren.

Warum der März der beste Monat ist

Wenn du nur einen einzigen Monat im Jahr zum Zanderangeln wählen könntest, solltest du den März nehmen. Klingt dramatisch? Ist aber so. März gilt in der Angel-Fachwelt als einer der besten Fangmonate für Zander überhaupt – und das hat mehrere Gründe, die ineinandergreifen wie Zahnräder.

Der wichtigste Faktor: Zander fressen sich vor der Schonzeit (die meist im April beginnt) noch einmal richtig voll. Sie wissen instinktiv, dass die energiezehrende Laichzeit bevorsteht, und legen sich Reserven an. Das Verrückte daran: Obwohl das Wasser noch relativ kalt ist und der Stoffwechsel eigentlich reduziert sein sollte, akzeptieren Zander im März sogar große 15-20cm Köder, die sonst eher im Sommer Verwendung finden. Ein Paradox, das funktioniert.

Der zweite Grund ist praktischer Natur: Im April beginnt in den meisten Bundesländern die Schonzeit für Zander, die bis in den Mai hinein dauert. Wenn du also im Frühling auf Zander angeln willst, bleibt dir oft nur der März und eventuell die letzten Tage im März, je nach regionalem Beginn der Schonzeit. Umso wichtiger ist es, diese Zeit zu nutzen.

Meine eigenen Erfahrungen bestätigen das: Am Rhein hatte ich im März 2024 einige meiner besten Zandertage. Nachmittags, wenn die Sonne das Wasser aufgewärmt hatte, kamen die Bisse Schlag auf Schlag. Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich mit einem schlanken 10cm Gummifisch in Golden Shiner innerhalb von drei Stunden vier Zander landen konnte – alles Fische zwischen 55 und 68 cm. Die Stelle war ein flacher Übergang neben einer Buhne, genau die typische Frühjahrs-Zone.

Die beste Angelzeit: Nachmittags, wenn die Sonne wärmt

Ein Detail, das viele Angler unterschätzen: Die Tageszeit macht im März den entscheidenden Unterschied. Morgens ist das Wasser oft noch zu kalt – die Nacht kühlt alles wieder ab. Aber nachmittags, wenn die Sonne ein paar Stunden auf die flachen Bereiche geschienen hat, steigt die Wassertemperatur in den oberen 1-2 Metern deutlich an. Das sind genau die Zonen, in denen sich Zander jetzt aufhalten.

Ein Wassertemperatur-Thermometer ist im März Gold wert. Wenn du siehst, dass das Flachwasser 14°C hat, während tiefere Bereiche bei 10°C liegen, weißt du genau, wo du ansetzen musst. Zander sind im Frühjahr echte Temperaturjäger – sie folgen nicht primär Beutefischen, sondern suchen aktiv die wärmsten verfügbaren Zonen auf.

Wichtig: Die Schonzeiten für Zander variieren je nach Bundesland und Gewässer. Informiere dich vor jedem Angelausflug über die aktuell geltenden Regelungen. In vielen Regionen beginnt die Schonzeit im April und endet im Mai oder Juni.

Wo stehen Zander im Frühling?

Die Frage aller Fragen: Wo finde ich die Zander, wenn das Frühjahr beginnt? Die Antwort ist eigentlich einfach – aber viele Angler suchen an den falschen Stellen, weil sie nach Wintermustern angeln. Im Winter stehen Zander tief, in Kanälen, alten Flussbetten, an Kanten. Im Frühjahr drehen sie den Spieß komplett um und ziehen ins Flachwasser.

Die Top-Hotspots:

  • Übergänge von Flachwasser zu Tiefenwasser: Zander nutzen diese Zonen als Patrouillenstrecken. Sie müssen nicht weit schwimmen, um zwischen warmen Flachwasserbereichen und tieferen Rückzugsgebieten zu wechseln.
  • Sandige Buchten mit 1-3 Meter Tiefe: Sand reflektiert Sonnenlicht und erwärmt sich schneller als dunkler Grund. Genau hier halten sich Zander im März bevorzugt auf.
  • Steinpackungen und Uferbefestigungen: Steine speichern Wärme wie kleine Heizkörper. Direkt an Steinpackungen kann die Wassertemperatur 2-3 Grad höher sein als 10 Meter weiter draußen.
  • Buhnenfelder und Natorampen: Am Rhein sind Buhnen meine erste Wahl. Aber nicht nur direkt an der Buhne – auch 50-100 Meter hinter Natorampen können fantastische Stellen sein, an denen Zander Weißfische jagen.
  • Verbundzonen zu Nebengewässern: In Flüssen mit angeschlossenen Baggerseen, Kanälen oder Hafenbecken sind diese Übergänge im März erste Wahl. Zander kommen aus dem tieferen Winterquartier und ziehen in die flacheren, wärmeren Nebenbereiche.

Wichtig: Seen erwärmen sich deutlich schneller als Fließgewässer. Wenn du die Wahl hast, sind stehende Gewässer im Frühjahr oft produktiver als Flüsse – einfach weil die Zander dort früher aktiv werden.

Wassertemperatur: Der wichtigste Faktor

Wenn ich einem Anfänger nur einen einzigen Tipp zum Zanderangeln im Frühling geben dürfte, wäre es dieser: Investiere 15 Euro in ein Wassertemperatur-Thermometer und nutze es bei jedem Angelausflug. Denn die Wassertemperatur entscheidet im Frühjahr über Erfolg und Misserfolg.

Die magischen Zahlen:

  • Unter 10°C: Stoffwechsel stark reduziert, Zander fressen nur sporadisch. Möglich, aber schwierig.
  • 12-15°C: Die optimale Temperatur im Frühjahr. Zander werden aktiv, suchen Futter, beißen aggressiv.
  • Ab 15°C: Sehr gut, aber oft schon mitten in der Schonzeit. Nach der Schonzeit (Mai/Juni) bei diesen Temperaturen absolute Topzeit.

Der 'Warmduscher-Effekt': Wenn du mit dem Thermometer das Wasser checkst, wirst du Überraschungen erleben. Direkt an einer Steinpackung in 1,5 Meter Tiefe: 14°C. Zehn Meter weiter draußen in 4 Meter Tiefe: 10°C. Vier Grad Unterschied auf zehn Metern – das klingt nach nichts, ist für Zander aber der entscheidende Unterschied zwischen 'träge rumhängen' und 'aktiv jagen'.

Meine Strategie: Ich angle im März fast ausschließlich in Bereichen, die zwischen 1 und 3 Meter tief sind. Sobald ich eine Stelle finde, an der das Thermometer 13-14°C zeigt, bleibe ich dort – auch wenn es beim ersten Wurf nicht sofort klappt. Zander patrouillieren diese Warmwasserzonen regelmäßig ab, es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer vorbeikommt.

Hinsetzen und beobachten: Im Frühjahr lohnt es sich, an einer vielversprechenden Stelle einfach mal 30 Minuten zu sitzen und das Wasser zu beobachten. Bei Sonnenschein kannst du manchmal sehen, wie Weißfische im Flachwasser unterwegs sind – und wo Weißfische sind, sind auch Zander nicht weit.

Die richtigen Köder im Frühling

Die Köderwahl im Frühjahr ist eine Wissenschaft für sich – und gleichzeitig erstaunlich einfach, wenn du ein paar Grundregeln beachtest. Der größte Fehler, den ich bei Anfängern sehe: Sie nutzen die gleichen Köder wie im Sommer oder Herbst. Das funktioniert nicht, weil Zander im Frühling andere Beutefische bevorzugen.

Gummifische: Die erste Wahl

Im Frühjahr sind schlanke, längliche Gummifische die klare Nummer eins. Warum? Weil Zander ihre Beute durch Unterdruck einsaugen – und schlanke Formen wie Ukelei, Plötze oder Gründling passen perfekt in ihr Beuteschema. Kurze, gedrungene Shads funktionieren zwar auch, aber die schlanken Varianten sind im Frühjahr deutlich erfolgreicher.

Empfohlene Größen und Farben:

  • März: 15-20cm Gummifische möglich – Zander haben vor der Schonzeit richtig Hunger und akzeptieren auch große Happen. Ich nutze gerne den Keitech Swing Impact FAT in 3,8 Zoll (ca. 10cm) oder den Fox Rage Slick Shad in 9cm.
  • April/Mai (nach Schonzeit): 7,5-10cm Gummifische – Jetzt sind kleinere Beutefische das Hauptfutter. Schlanke Modelle in natürlichen Farben wie Golden Shiner, Stickleback oder Pearl White sind top.
  • Klares Wasser: Natürliche Farben (Weißfisch-Dekore, transparente Gummis mit Glitter)
  • Trübes Wasser: Knallige Farben (Chartreuse, Hot Orange, UV-aktive Farben)

Meine Top-3 Gummifische fürs Frühjahr:

  • Keitech Swing Impact FAT 3,8" in Golden Shiner – schlanker Körper, starker Schwanzschlag, perfekt für klares Wasser
  • Fox Rage Slick Shad 9cm in Stickleback – realistische Weißfischimitation, funktioniert fast immer
  • Monkey Lures KingLui – langer, schlanker Schwanz für subtile Aktion, ideal bei vorsichtigen Zandern

Wobbler: Die unterschätzte Alternative

Ehrlich gesagt: Ich habe lange Zeit Wobbler beim Zanderangeln ignoriert. Aber im Frühjahr, besonders bei niedrigem Wasserstand im März, sind flach laufende, schlanke Wobbler eine fantastische Ergänzung. Sie dürfen mehr Aktion haben als im Sommer – eine taumelnde Bewegung von Flanke zu Flanke simuliert einen angeschlagenen Weißfisch perfekt.

Wichtig beim Wobblern: Sehr langsam einkurbeln! Die Kurbelgeschwindigkeit sollte gerade so schnell sein, dass der Wobbler seine Aktion entfaltet. Viele Angler kurbeln zu schnell – Zander im Frühjahr sind träger als im Sommer und wollen keine Hochgeschwindigkeitsjagd veranstalten.

Die Laichzeit: April bis Juni

Zwischen April und Juni findet die Laichzeit der Zander statt – eine Phase, die für uns Angler besondere Herausforderungen mit sich bringt. Die Wassertemperatur liegt in dieser Zeit typischerweise bei 10-15°C, ideale Bedingungen für das Fortpflanzungsgeschäft.

Was während der Laichzeit passiert: Männliche Zander bauen sogenannte Laichgruben – oft an sandigen oder kiesigen Stellen in 1-3 Meter Tiefe. Nach der Eiablage bewachen die Männchen diese Nester 4-6 Wochen lang aggressiv. Sie verteidigen die Eier gegen alle Eindringlinge – auch gegen Köder, die in ihre Nähe kommen.

Hier kommt ein ethisches Dilemma ins Spiel: Zander, die während der Brutpflege gefangen werden, können ihr Nest nicht mehr bewachen. Die Eier werden von anderen Fischen gefressen, der Laicherfolg sinkt. Deshalb gilt in den meisten Bundesländern während dieser Zeit eine Schonzeit – und das aus gutem Grund.

Meine persönliche Empfehlung: Auch wenn die Schonzeit in deinem Bundesland bereits im Mai endet – gib den Zandern noch ein paar Wochen. Angle lieber ab Mitte/Ende Juni, wenn die Brutpflege abgeschlossen ist. Dann beginnt ohnehin eine der spannendsten Phasen des Jahres.

Nach der Laichzeit: Der zweite Frühlings-Boost

Ende Mai, Anfang Juni passiert etwas Faszinierendes: Die Zander bleiben noch wochenlang im Flachwasser, obwohl ihre eigene Laichzeit längst vorbei ist. Warum? Weil jetzt die Weißfische laichen – Plötzen, Rotaugen, Brassen ziehen ebenfalls in die flachen Uferzonen. Für Zander ist das ein 'All-you-can-eat-Buffet', ein evolutionärer Vorteil, den sie konsequent nutzen.

Diese 'Weißfisch-Koinzidenz' ist einer der Gründe, warum das späte Frühjahr (nach der Schonzeit) so produktiv sein kann. Zander müssen nicht weit schwimmen, um Beute zu finden – sie patrouillieren einfach die Flachwasserzonen ab und schnappen sich alles, was ihnen vor die Nase kommt.

Rechtlicher Hinweis: Die Schonzeiten für Zander variieren je nach Bundesland. In vielen Regionen gilt die Schonzeit von April bis Mai oder sogar bis Juni. Informiere dich vor jedem Angelausflug über die aktuell geltenden Regelungen in deinem Bundesland und am jeweiligen Gewässer.

Strategien für verschiedene Gewässertypen

Zanderangeln im Fluss

Flüsse wie der Rhein, die Elbe oder die Oder sind klassische Zander-Reviere. Im Frühjahr musst du hier aber umdenken – die typischen Winterstellen funktionieren nicht mehr.

Die besten Stellen im Fluss:

  • Buhnenfelder: Besonders die strömungsarmen Bereiche hinter den Buhnen erwärmen sich schneller. Befische die Übergänge von Flachwasser zu tieferem Wasser.
  • Natorampen: Nicht nur direkt an der Rampe, sondern auch 50-100 Meter dahinter können Top-Stellen sein. Hier sammeln sich Weißfische und Zander folgen.
  • Nebengewässer: Hafenbecken, Kanäle oder Baggerseen, die mit dem Fluss verbunden sind, ziehen Zander magisch an. Sie kommen aus dem kalten Hauptstrom in die wärmeren Nebengewässer.
  • Steinpackungen: Direkt an Uferbefestigungen kann es im März richtig gut laufen. Die Steine speichern Wärme und ziehen Zander bis direkt vor deine Füße.

Wichtig im Fluss: Auflandiger Wind ist dein Freund. Wenn der Wind gegen die Strömung drückt und das Wasser antrübt, steigen die Fangchancen. Zander jagen jetzt aggressiver, weil sie unter dem Schutz der Trübung näher ans Ufer kommen können.

Typische Anfängerfehler – und wie du sie vermeidest

Jeder macht Fehler – ich selbst habe in meinen Anfangsjahren jede Menge davon gemacht. Aber das Schöne ist: Aus Fehlern lernt man. Hier sind die häufigsten Fehler, die ich bei Anglern im Frühjahr sehe – und wie du sie von Anfang an vermeidest.

Fehler #1: Zu tief angeln

Der größte Fehler überhaupt: Viele Angler bleiben bei ihren Wintermustern und suchen Zander in 6-10 Meter Tiefe. Im Frühjahr ist das komplett falsch. Zander stehen jetzt in 1-3 Meter Tiefe – manchmal sogar noch flacher, wenn das Wasser warm genug ist.

Die Lösung: Fische gezielt die Flachwasserzonen ab. Nutze leichte Jigköpfe (5-10g), damit der Köder langsam absinkt und lange in der Fangzone bleibt. Trau dich ruhig bis direkt an die Steinpackung oder ins knöcheltiefe Wasser – Zander kommen im März überraschend nah ans Ufer.

Fehler #2: Zu schnell führen

Im Sommer kannst du aggressiv jiggen und schnell einkurbeln. Im Frühjahr ist das ein sicherer Weg, um Zander zu vergraulen. Die Fische sind träger als im Sommer, ihr Stoffwechsel läuft noch nicht auf Hochtouren. Sie wollen keine Hochgeschwindigkeitsjagd veranstalten.

Die Lösung: Führe den Gummifisch langsam und gleichmäßig. Ein klassischer Fehler ist, nach dem Absinken sofort wieder anzujiggen. Warte 2-3 Sekunden, bis der Köder komplett auf dem Grund liegt, und ziehe ihn dann langsam mit 1-2 Kurbelumdrehungen an. Pause. Wieder anzupfen. Die meisten Bisse kommen in der Absinkphase!

Fehler #3: Zu früh aufgeben

Einer meiner größten Lehrmeister war eine Stelle am Rhein, die ich wochenlang erfolglos befischt habe. Ich war kurz davor aufzugeben – und dann, beim gefühlt hundertsten Versuch, knallte es. Drei Zander an einem Nachmittag, alle aus exakt derselben Zone. Was hatte sich geändert? Die Wassertemperatur war um 2 Grad gestiegen. Das war der entscheidende Faktor.

Die Lektion: Hotspots können wochenlang keinen Fisch bringen – und dann plötzlich explodieren. Gib eine vielversprechende Stelle nicht nach einem oder zwei erfolglosen Versuchen auf. Komm zurück, probiere verschiedene Tageszeiten, checke die Wassertemperatur. Geduld wird belohnt.

Fehler #4: Zu viel Theorie, zu wenig Praxis

Ich liebe Fachmagazine, YouTube-Videos und Angelratgeber (sonst würdest du diesen Guide hier nicht lesen). Aber keine Theorie ersetzt eigene Erfahrung am Wasser. Ich habe Angler erlebt, die sich monatelang in Theorie eingelesen haben – und beim ersten echten Angeltag komplett überfordert waren, weil die Realität komplexer ist als jedes Lehrbuch.

Die Lösung: Nutze diesen Guide als Grundlage, aber geh raus ans Wasser und sammle eigene Erfahrungen. Probiere verschiedene Stellen aus, teste unterschiedliche Köder, dokumentiere deine Fänge (Uhrzeit, Wassertemperatur, Köder, Stelle). Nach einer Saison wirst du mehr über 'dein' Gewässer wissen als jeder Experte aus dem Internet.

Frühjahr vs. Sommer vs. Herbst

MerkmalTop-Zeit
Frühling (März-Mai)
Flachwasser-Phase
Sommer (Juni-August)
Tiefenwasser-Phase
Herbst (Sept-Nov)
Übergangsphase
Tiefe der Standplätze
1-3 Meter4-8 Meter2-5 Meter
Wassertemperatur
12-15°C18-22°C10-16°C
Beste Tageszeit
NachmittagsDämmerung/NachtGanztägig
Ködergröße
7,5-10cm (klein)12-18cm (groß)10-15cm (mittel)
Angelstrategie
Langsam, FlachwasserStrukturfischenKanten absuchen
Anfängerfreundlich
Fangchancen

Häufig gestellte Fragen zum Zanderangeln im Frühling

Der März ist die absolute Top-Zeit für Zanderangler. Zander fressen sich vor der Schonzeit (die meist im April beginnt) noch einmal richtig voll und akzeptieren auch große Köder. Nach der Schonzeit (Mai/Juni) beginnt die zweite starke Phase: Zander bleiben im Flachwasser, weil dort die Weißfische laichen – ein reich gedeckter Tisch für hungrige Stachelritter.

Zander werden ab 12°C Wassertemperatur aktiv. Die optimale Temperatur im Frühjahr liegt bei 12-15°C – in diesem Bereich ist ihr Stoffwechsel aktiv, sie jagen aggressiv und nehmen Köder gut an. Unter 10°C wird es schwierig, da der Stoffwechsel stark reduziert ist. Ein Wassertemperatur-Thermometer ist im Frühjahr Gold wert, um die produktivsten Zonen zu finden.

Im Frühjahr drehen Zander den Spieß komplett um: Während sie im Winter in 6-10 Meter Tiefe stehen, ziehen sie ab März ins Flachwasser (1-3 Meter Tiefe). Sie suchen gezielt Bereiche auf, die sich schnell erwärmen – sandige Buchten, flache Uferzonen, Übergänge von flach zu tief, Steinpackungen. Der Grund: Kleine Temperaturunterschiede von 3-4 Grad machen für Zander den Unterschied zwischen träge rumhängen und aktiv jagen.

Das kommt auf den Monat an: Im März fressen sich Zander vor der Schonzeit voll und akzeptieren auch 15-20cm Gummifische. Nach der Schonzeit (Mai/Juni) sind kleinere 7,5-10cm Gummifische erfolgreicher, weil Zander jetzt kleinere Beutefische wie Ukelei und junge Plötzen bevorzugen. Schlanke, längliche Formen funktionieren besser als gedrungene Shads.

Seen haben im Frühjahr einen entscheidenden Vorteil: Sie erwärmen sich deutlich schneller als Fließgewässer. Während ein Fluss durch die ständige Strömung kühl bleibt, kann ein flacher See schon Mitte März Temperaturen von 14-15°C erreichen – ideale Bedingungen für aktive Zander. Wenn du die Wahl hast, sind Seen im März oft produktiver. Flüsse wie der Rhein laufen später im Frühjahr (April/Mai nach der Schonzeit) zur Hochform auf.

Im Frühjahr gilt: Langsam und gleichmäßig führen. Zander sind träger als im Sommer und wollen keine Hochgeschwindigkeitsjagd. Lasse den Gummifisch komplett absinken (2-3 Sekunden warten), ziehe ihn dann mit 1-2 Kurbelumdrehungen an und lasse ihn wieder absinken. Die meisten Bisse kommen in der Absinkphase! Nutze leichte Jigköpfe (5-10g), damit der Köder lange in der Fangzone (1-3 Meter Tiefe) bleibt.

Zwischen April und Juni laichen Zander bei 10-15°C Wassertemperatur. Männliche Zander bauen Laichgruben und bewachen diese 4-6 Wochen lang aggressiv. Während dieser Zeit beißen sie zwar auf Köder (aus Verteidigungsinstinkt), aber gefangene Männchen können ihr Nest nicht mehr schützen – die Eier werden gefressen. Deshalb gilt in den meisten Bundesländern eine Schonzeit. Ethisch empfohlen wird, auch nach Ende der Schonzeit noch bis Juni zu warten, bis die Brutpflege abgeschlossen ist.

Das ist ein faszinierender evolutionärer Vorteil: Ende Mai/Anfang Juni laichen die Weißfische (Plötzen, Rotaugen, Brassen) ebenfalls im Flachwasser. Für Zander ist das ein 'All-you-can-eat-Buffet' – sie bleiben einfach in den flachen Uferzonen und schnappen sich alles, was vorbeikommt. Diese 'Weißfisch-Koinzidenz' macht das späte Frühjahr (nach der Schonzeit) zu einer der produktivsten Phasen des Jahres.

Fazit: Das Frühjahr als Königszeit nutzen

Wenn ich zurückdenke an meine schönsten Zandertage, fallen mir immer die Frühjahrs-Sessions ein. Die ersten warmen Tage im März, wenn die Sonne das Wasser aufheizt und die Zander plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen. Die Spannung, wenn du weißt, dass die Schonzeit bald beginnt und du die letzten Tage nutzen musst. Die Vorfreude auf den Mai, wenn nach der Schonzeit die zweite Frühjahrs-Phase startet.

Das Frühjahr bietet etwas, das andere Jahreszeiten nicht können: Konzentration auf wenige Hotspots. Du musst nicht das gesamte Gewässer absuchen, nicht in 8 Meter Tiefe mit schwerem Gerät hantieren, nicht bei Minusgraden ausharren. Stattdessen konzentrierst du dich auf flache Uferzonen, Übergänge und warme Buchten – Bereiche, die du gezielt und effizient abfischen kannst.

Die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal:

  • März ist König – Zander fressen sich vor der Schonzeit voll und akzeptieren auch große Köder. Nutze diese Zeit!
  • Wassertemperatur schlägt alles – 12-15°C sind optimal. Mit einem Thermometer findest du die Hotspots, die 3-4 Grad wärmer sind als die Umgebung.
  • Flachwasser ist Trumpf – Vergiss die tiefen Winterstellen. Zander stehen jetzt in 1-3 Meter Tiefe, oft bis direkt vor deine Füße.
  • Langsam führen – Keine Hektik. Zander wollen im Frühjahr keine Hochgeschwindigkeitsjagd, sondern leichte Beute.
  • Geduld zahlt sich aus – Hotspots können wochenlang tot sein und dann explodieren. Gib vielversprechende Stellen nicht zu früh auf.

Und noch ein letzter Gedanke: Lass dich nicht zu sehr auf Theoriewissen versteifen. Dieser Guide gibt dir eine solide Grundlage – aber die wichtigsten Lektionen lernst du draußen am Wasser. Jedes Gewässer ist anders, jeder Zander tickt etwas anders. Sammle eigene Erfahrungen, dokumentiere deine Fänge, lerne aus Fehlschlägen. Nach einer Saison wirst du mehr über 'dein' Gewässer wissen als jeder Experte aus dem Internet – und genau das macht dich zum erfolgreichen Zanderangler.

Jetzt bist du dran: Pack deine Ausrüstung, checke das Thermometer und ab ans Wasser. Die Stachelritter warten schon.

Entdecke mehr über Zander und perfektioniere deine Angeltechnik!