Angler beim Pilken vom Boot auf der Ostsee mit schwerem Pilker

Pilker: Meeresangeln erfolgreich

Schwere Metallköder für Dorsch, Pollack und Köhler. Alles über Technik, Montage und die richtige Köderwahl.

Was ist ein Pilker? Aufbau und Funktion

Ein Pilker ist ein schwerer Metallköder aus Blei, Zinn oder Stahllegierungen, der durch sein Eigengewicht schnell zum Grund sinkt. Die typische Form ist länglich und leicht gebogen oder asymmetrisch, wodurch der Pilker beim Absinken taumelt und rotiert. Dieses Taumelspiel imitiert einen verletzten oder sterbenden Beutefisch und wirkt auf Raubfische extrem anziehend.

Der klassische Aufbau eines Pilkers:

  • Metallkörper: Meist aus Blei oder Zinnlegierungen, sorgt für das nötige Gewicht
  • Beschichtung: Lackierung oder Folie in verschiedenen Farben für optische Reize
  • Ösen: Am Kopf für die Schnurbefestigung, am Schwanz für den Drilling oder Beifänger
  • Haken: Meist ein Drilling, manchmal auch Einzelhaken oder Assist-Hooks

Die Funktionsweise basiert auf dem vertikalen Jiggen: Der Pilker wird zum Grund gelassen, dann durch kurze, ruckartige Rutenbewegungen angehoben und sinkt anschließend wieder ab. Durch die asymmetrische Form entsteht beim Absinken ein unregelmäßiges Taumeln, das Beutefische perfekt imitiert. Genau in dieser Absinkphase erfolgen die meisten Bisse.

Pilker-Gewichte für verschiedene Gewässer

Gewässer
Tiefe
Gewicht
Hinweise
Feature
Ostsee (normale Bedingungen)20-40m50-130gLeichte Pilker für besseres Spiel
Feature
Ostsee (Strömung/Wind)20-40m100-180gSchwerer für Grundkontakt
Feature
Norwegen (Küste)30-80m150-300gMittelschwere Pilker
Feature
Norwegen (Tiefseefischen)80-200m300-500gSchwere Pilker für große Tiefen
Feature
Süßwasser (Barsch/Forelle)5-20m5-40gZocker für Süßwasserfische

Schlanke Pilker

Aerodynamisch und schnell sinkend, ideal für große Tiefen und starke Strömungen. Sehr beliebt in Norwegen.

Breite Pilker

Langsamer sinkend mit ausgeprägtem Taumelspiel, perfekt für flachere Gewässer wie die Ostsee.

Torpedo-Pilker

Symmetrische Form mit gutem Lauf, universell einsetzbar für verschiedene Bedingungen.

Glöckchen-Pilker

Mit integrierter Rassel für zusätzliche akustische Reize, besonders bei trübem Wasser.

Zocker

Kleine, leichte Pilker (5-40g) speziell für Süßwasser - Barsche, Forellen, Saiblinge.

Zielfische beim Pilken

Pilker sind extrem vielseitige Köder, die eine breite Palette an Raubfischen anlocken. Der Hauptzielfisch ist eindeutig der Dorsch (Kabeljau), der besonders in der Ostsee und in Norwegen massenhaft mit Pilkern gefangen wird. Doch auch viele andere Arten lassen sich mit dieser Methode erfolgreich beangeln.

Hauptzielfische

  • Dorsch/Kabeljau: Der Klassiker beim Pilken, vor allem in Ostsee und Norwegen
  • Seelachs (Köhler): Besonders in Norwegen häufig, bevorzugt mittlere Wasserschichten
  • Pollack: Aggressiver Räuber, reagiert gut auf ausgeworfene und eingekurbelte Pilker
  • Leng: Grundnaher Fisch in Norwegen, bevorzugt schwere Pilker
  • Heilbutt: Kapitale Exemplare auf große, schwere Pilker nahe dem Grund
  • Makrele: Oberflächennaher Schwarmfisch, besonders im Sommer aktiv
  • Wolfsbarsch: In wärmeren Gewässern ein beliebter Pilker-Zielfisch

Süßwasser-Zielfische mit Zockern

Eine weniger bekannte Anwendung sind kleine Pilker (Zocker) im Süßwasser. Mit Gewichten von 5-40g lassen sich erfolgreich fangen:

  • Barsche in Seen und tiefen Flüssen
  • Forellen in Bergseen
  • Saiblinge in kalten Gewässern
  • Hechte auf größere Zocker-Modelle

Pilker-Techniken: So führst du den Köder richtig

Die richtige Führungstechnik ist beim Pilken entscheidend für den Erfolg. Die Grundtechnik ist relativ einfach zu erlernen, doch die Feinheiten machen den Unterschied zwischen Fang und Schneider aus. Die meisten Bisse erfolgen in der Absinkphase, daher ist eine kontrollierte Absinkphase besonders wichtig.

Die klassische vertikale Pilker-Führung

  • Absinken lassen: Den Pilker zum Grund sinken lassen, bis du einen leichten Schlag spürst oder die Schnur schlaff wird
  • Anheben: Mit 2-3 kurzen, nicht zu schnellen Rucken den Pilker etwa 1-2 Meter anheben
  • Absinken lassen: Rute senken und den Pilker kontrolliert absinken lassen, dabei Schnurkontakt halten
  • Wiederholung: Diesen Vorgang in Etappen bis zur Oberfläche wiederholen
  • Variation: Geschwindigkeit und Intensität variieren - mal schnell und aggressiv, mal langsam und sanft

Alternative Mittelwasser-Technik

Besonders effektiv auf Pollack und Köhler ist das Auswerfen des Pilkers statt des vertikalen Ablassens. Dabei wird der Pilker ausgeworfen, zum Grund gelassen und dann mit zügigen Kurbelumdrehungen eingekurbelt. Diese horizontale Präsentation imitiert einen flüchtenden Fisch und kann wahre Beißorgien auslösen.

Windeinfluss beachten

Wenn das Boot mit dem Wind treibt (in Lee), muss aggressiver geführt werden:

  • Schnellere, kräftigere Rucke
  • Größere Hubhöhen (2-3 Meter)
  • Schnur straff halten beim Absinken
  • Evtl. schwerere Pilker verwenden

Profi-Tipp zur Bisserkennung: Halte die Rute beim Absinken des Pilkers gesenkt und beobachte die Schnur. Viele Bisse äußern sich nur als kurzes Zucken in der Schnur oder als plötzlicher Widerstand beim nächsten Anheben. Eine geflochtene Schnur überträgt diese feinen Bisse deutlich besser als monofile Schnur.

Pilker-Montage: Aufbau und Beifänger

Die klassische Pilker-Montage ist denkbar einfach, aber einige Details können den Fangerfolg deutlich steigern. Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr bei Beifängern – ein bis zwei Beifänger genügen, da jedes weitere Teil den Lauf und das Spiel des Pilkers behindert.

Grundaufbau der Pilker-Montage

  • Hauptschnur: Geflochtene Schnur mit mindestens 20kg Tragkraft (0,15-0,20mm)
  • Wirbel: Salzwasserfester Wirbel zur Verbindung von Hauptschnur und Vorfach
  • Vorfach: 50-80cm monofile Schnur (0,50-0,80mm) als Puffer und Abriebschutz
  • Optional Beifänger: 30-50cm über dem Pilker am Vorfach befestigt
  • Pilker: Mit Karabiner oder Einhängeschlaufe am Ende des Vorfachs

Warum ein monofiles Vorfach?

Obwohl die geflochtene Hauptschnur für bessere Bisserkennung sorgt, ist ein monofiles Vorfach wichtig:

  • Dehnung: Fängt Kopfschläge großer Fische ab und verhindert Ausschlitzen
  • Abrieb: Robuster gegen scharfe Steine, Muscheln und Fischzähne
  • Unsichtbarkeit: Im Wasser weniger auffällig als geflochtene Schnur

Beifänger richtig einsetzen

Beifänger (auch "Mundschenk" oder "Springer" genannt) sind zusätzliche kleine Köder oberhalb des Pilkers. Sie können die Fangchancen erheblich steigern, aber auch Nachteile haben:

Wann Beifänger einsetzen?

Beifänger-Einsatz je nach Situation

Situation
Beifänger?
Begründung
Feature
Fische jagen HeringeSolo-Pilker erfolgreicher, da Beifänger das Heringsspiel nicht nachahmen können
Feature
Fische fressen Grundnahrung (Krabben, Würmer)Beifänger wie Twister oder Oktopusse imitieren Krebstiere und erhöhen Fangchancen
Feature
Trübes Wasser oder große TiefenZusätzliche Lockwirkung durch mehr Bewegung und Silhouette
Feature
Starke StrömungBeifänger behindern den Lauf des Pilkers, Verheddern wahrscheinlicher
Feature
Wenig BisseAusprobieren kann lohnen, manchmal bringt ein Beifänger den entscheidenden Reiz

Japanroter Twister (6-10cm)

DER Klassiker für die deutsche Ostsee. Am gelben Jigkopf montiert ist dieser Beifänger extrem fängig auf Dorsch.

Oktopus-Beifänger

Mehrarmige Gummis imitieren Tintenfische oder Krebse. In Rot, Orange oder Natur sehr erfolgreich.

Makk-Systeme

Kleine Gummimakks in natürlichen Farben, besonders wenn Fische wählerisch sind.

Wattwurm-Imitationen

Gummi-Wattwürmer als Beifänger für besonders vorsichtige Dorsche.

Achtung Verheddergefahr! Mehr als zwei Beifänger sind kontraproduktiv. Sie behindern nicht nur das Pilkerspiel, sondern führen auch zu ständigen Verhedderungen. Beim ersten Verhedderer lieber einen Beifänger entfernen als Zeit mit Entwirren zu verlieren.

Farbwahl: Welche Pilkerfarbe wann?

Die Farbwahl beim Pilken ist ein oft diskutiertes Thema. Grundsätzlich gilt: Bei ausbleibenden Fängen sollten 3-4 verschiedene Farben ausprobiert werden. Lichtunterschiede und Wassertrübung ändern sich so schnell, dass ein Farbwechsel innerhalb von Stunden wesentlich bessere Fänge bringen kann.

Bewährte Farbkombinationen für die Ostsee

  • Orange-Silber: Die Standardfarbe bei Sonnenschein und klarem Wasser
  • Rot-Grün: Besonders bei Trübung und bedecktem Himmel erfolgreich
  • Pink-Blau: Die universelle Ostseefarbe, funktioniert fast immer
  • Silber pur: Imitiert natürliche Beutefische wie Heringe oder Sprotten
  • Kupfer-Gold: Bei sehr klarem Wasser eine gute Alternative

Farbwahl nach Bedingungen

  • Silber, Chrom oder natürliche Farben
  • Orange-Silber-Kombinationen
  • Dezente Muster ohne zu viel Glitter
  • UV-aktive Farben wirken besonders gut

Profi-Tipp von Bootscaptains: Silberne Pilker oder Modelle mit Silber-Anteil haben sich laut Angleraustausch am besten bewährt. Wenn du nur eine Farbe mitnehmen könntest, wäre Silber die sicherste Wahl – sie imitiert natürliche Beutefische am besten.

Die richtige Ausrüstung fürs Pilken

Erfolgreiches Pilken erfordert robuste und salzwassertaugliche Ausrüstung. Die Belastungen durch schwere Köder und große Fische sind enorm, daher sollte hier nicht am falschen Ende gespart werden.

Pilk-Rute

Eine gute Pilkrute sollte folgende Eigenschaften haben:

  • Länge: 2,40-3,00m, für Bootsangeln eher kürzer (2,40-2,70m)
  • Wurfgewicht: Ostsee 80-180g, Norwegen 150-400g, je nach Zielfisch
  • Aktion: Parabolisch bis semi-parabolisch für besseren Köderkontakt
  • Material: Hochwertige Carbon-Ruten sind leichter und sensibler
  • Beringung: Salzwasserfeste Ringe (SiC-Beringung ideal)

Rolle

Für das Pilken eignen sich sowohl Stationärrollen als auch Multirollen:

  • Stationärrolle: Größe 4000-6000, salzwasserfest, robustes Getriebe
  • Multirolle: Für schweres Pilken in Norwegen, bessere Kraftübertragung
  • Schnurfassung: Mindestens 200m geflochtene Schnur
  • Bremse: Fein justierbar und kraftvoll (min. 10kg)

Schnur

Geflochtene vs. Monofile Hauptschnur

Eigenschaft
Geflochtene Schnur
Monofile Schnur
Feature
Dehnung
Feature
Bisserkennung
Feature
Durchmesser
Feature
Abriebfestigkeit
Feature
Pufferwirkung
Feature
Empfehlung

Echolot

Praktisch unentbehrlich zum Lokalisieren von Fischschwärmen und zum Bestimmen der richtigen Wassertiefe.

Salzwasserfeste Wirbel

Hochwertige Wirbel verhindern Schnurdrall und halten auch großen Fischen stand.

Pilker-Box

Zur übersichtlichen Aufbewahrung verschiedener Gewichte und Farben.

Hakenlöser/Arterienklemme

Zum schonenden Lösen tief sitzender Haken.

Kescher

Für große Fische unverzichtbar, besonders beim Bootsangeln.

Maßband

Zum Überprüfen von Mindestmaßen.

Kühltasche

Für den frischen Fisch nach dem Fang.

Investition lohnt sich: Beim Pilken in Salzwasser ist hochwertige Ausrüstung besonders wichtig. Salzwasser greift Materialien stark an, daher sollten alle Komponenten – von der Rolle über die Ringe bis zu den Wirbeln – ausdrücklich salzwassertauglich sein. Eine gute Pflege nach jedem Einsatz verlängert die Lebensdauer erheblich.

In der Ostsee bei Tiefen von etwa 20-40 Metern werden relativ leichte Pilker von 50-130 Gramm eingesetzt. Bei stärkerem Wind oder Strömung können auch 150-180g nötig sein, um Grundkontakt zu halten. Die Faustregel: So leicht wie möglich für gutes Spiel, so schwer wie nötig für Grundkontakt.

Die meisten Fische beißen in der Absinkphase, weil der Pilker durch seine asymmetrische Form ein kränkelndes oder flüchtendes Fischchen imitiert. Daher ist eine kontrollierte Absinkphase mit Schnurkontakt besonders wichtig. Manche Fische schnappen sich den Köder aber auch beim Anheben oder wenn er am Grund liegt.

Das hängt von der Situation ab. Ein bis zwei Beifänger genügen – mehr behindern das Pilkerspiel. Bei Heringsjagd sind Solo-Pilker oft erfolgreicher. Bei Grundnahrung (Krabben, Würmer) bringen Beifänger wie Twister oder Oktopusse oft mehr Erfolg. Am besten beide Varianten testen.

Als Hauptschnur empfiehlt sich geflochtene Schnur mit mindestens 20kg Tragkraft (ca. 0,15-0,20mm Durchmesser). Die fehlende Dehnung sorgt für hervorragende Bisserkennung. Zusätzlich sollte ein monofiles Vorfach von 50-80cm Länge und 0,50-0,80mm Durchmesser als Puffer und Abriebschutz dienen.

In der Ostsee bewährt:

  • Orange-Silber: Bei Sonnenschein und klarem Wasser
  • Rot-Grün: Bei Trübung und bedecktem Himmel
  • Pink-Blau: Universelle Ostseefarbe
  • Silber pur: Imitiert natürliche Beutefische

Bei ausbleibenden Fängen sollten innerhalb weniger Stunden 3-4 verschiedene Farben durchprobiert werden.

Für das Bootsangeln sind 2,40-3,00m ideal. Kürzere Ruten (2,40-2,70m) bieten mehr Kontrolle auf engen Bootsdecks, längere Ruten (2,70-3,00m) ermöglichen größere Köderbewegungen. Die Rute sollte stark genug für schwere Pilker sein, aber flexibel genug für gute Köderkontrolle und Bisserkennung.

Ja! Kleine Pilker, auch Zocker genannt, mit Gewichten von 5-40g eignen sich hervorragend für Barsche, Forellen und Saiblinge im Süßwasser. Besonders im Winter beim Vertikalangeln auf Barsch sind Zocker sehr erfolgreich. Auch Hechte lassen sich mit größeren Zocker-Modellen fangen.

Beginne immer am Grund und arbeite dich in Etappen nach oben. Oft stehen die Fische direkt über dem Grund, manchmal aber auch im Mittelwasser. Ein Echolot hilft enorm, die richtige Tiefe zu finden. Wenn Fischschwärme in 15m Tiefe bei 30m Wassertiefe angezeigt werden, lohnt es sich, dort gezielt zu pilken statt immer bis zum Grund zu gehen.

Pilken ist die vertikale Variante des Jiggens speziell mit schweren Metallködern im Meer. Beim klassischen Pilken wird der Köder direkt unter dem Boot auf und ab bewegt. Jiggen ist der Oberbegriff für alle Angeltechniken mit Jigköpfen und umfasst auch horizontale Führung mit Gummifischen. Beide Techniken basieren auf dem Prinzip "Anheben und Absinken lassen".

Salzwasser greift alle Materialien stark an. Nach jedem Einsatz:

  • Rute und Rolle mit Süßwasser abspülen (kein Hochdruckreiniger!)
  • Rollengetriebe gelegentlich ölen/fetten
  • Pilker von Salzresten befreien und trocken lagern
  • Haken auf Rost kontrollieren und ggf. austauschen
  • Schnur auf Beschädigungen prüfen

Diese Pflege verlängert die Lebensdauer der teuren Ausrüstung erheblich.