Aale angeln im Winter
Warum es nicht funktioniert – und wo es doch Chancen gibt

Warum es nicht funktioniert – und wo es doch Chancen gibt
Wenn du diese Seite liest, suchst du wahrscheinlich nach einem Weg, auch im Winter Aale zu fangen. Die ehrliche Antwort: Es wird sehr schwer. Aale sind wechselwarme Tiere – ihre Körpertemperatur entspricht der Wassertemperatur. Sobald diese unter 4-5°C fällt, verfallen sie in Winterstarre. Ihr Stoffwechsel wird minimal, sie stellen die Nahrungsaufnahme komplett ein und graben sich in den Schlamm oder in Steinpackungen ein.
Das ist keine schlechte Nachricht, nur um Anfänger zu entmutigen. Das ist biologische Realität. Aale können im Winter nicht aktiv sein – ihr Körper funktioniert bei diesen Temperaturen einfach nicht. Selbst bei 5-8°C sind sie noch extrem träge und fressen nur winzige Happen, wenn überhaupt.
Aber: Es gibt Ausnahmen. Und die sind durchaus interessant. In diesem Guide erfährst du, warum Aale im Winter nicht beißen, welche biologischen Mechanismen dahinterstecken und wo es trotzdem ganzjährig Fangmöglichkeiten gibt. Außerdem stelle ich dir die Quappe vor – eine echte Winteralternative für Aalangler.
Faustregel für Aalangler: Unter 5°C Wassertemperatur an stehenden Gewässern beißt kein Aal mehr. An Fließgewässern kann die Grenze bei 3-4°C liegen. Gezieltes Aalangeln im Winter lohnt sich nur an Warmwassereinläufen (Kraftwerke, Industriegebiete).
Die Winterstarre ist bei wechselwarmen Tieren wie Aalen ein faszinierender, aber für Angler frustrierender Prozess. Anders als Winterschlaf bei Säugetieren – der chronobiologisch reguliert ist – ist die Winterstarre eine zwingend temperaturabhängige Reaktion. Der Aal hat keine Wahl: Sinkt die Wassertemperatur unter sein toleriertes Minimum, schalten sich seine Lebensfunktionen auf Minimum.
Dieser Zustand ist reversibel – sobald die Wassertemperatur wieder steigt, erwacht der Aal langsam aus der Starre. Aber das passiert erst im Frühjahr, wenn die Ufererlen knospen und die 8-10°C-Marke erreicht wird.
Bei Wassertemperaturen unter 4-5°C hört jede Aktivität auf. Der Aal stellt die Nahrungsaufnahme komplett ein, seine Verdauung funktioniert nicht mehr, und er verharrt bewegungslos in seinem Versteck.
Wo sind Aale jetzt?
Fangchancen: Praktisch Null. Auch ein Köder direkt vor dem Maul wird ignoriert.
Bei 4-8°C erwachen Aale theoretisch aus der kompletten Starre, sind aber noch extrem träge. Der Stoffwechsel läuft auf Minimum, und sie zehren weiterhin von ihren Fettreserven.
Fangchancen: Sehr gering. Nur mit perfekter Köderpräsentation (toter Fisch mit starkem Duft) gibt es minimale Chancen. Nicht empfehlenswert.
Ab 8°C beginnt der Metabolismus langsam wieder anzulaufen. Aale bewegen sich minimal, nehmen aber immer noch kaum Nahrung auf. Ab 10°C sind erste kleine Happen möglich.
Fangchancen: Gering, aber vorhanden. Vor allem in Fließgewässern, die sich schneller erwärmen, können erste Fänge gelingen.
Sobald die Wassertemperatur konstant über 10°C liegt, wird der Aal aktiv. Jetzt beginnt die Saison – meist Ende März bis Anfang April, wenn die Ufererlen aufbrechen.
Das ist der Startschuss für erfolgreiches Aalangeln. Mehr dazu in unserem Frühlings-Guide.
Auch wenn Aale im Winter nicht aktiv fressen, sind sie natürlich irgendwo. Ihr Winterquartier ist gut gewählt – es bietet Schutz, minimale Strömung und (relativ) wärmstes Wasser im Gewässer.
Praxis-Tipp: Wenn du im Frühjahr die ersten Aale fangen willst, lohnt es sich, im Winter mit dem Echolot die tiefen Bereiche zu kartieren. Die Winterverstecke sind oft auch im Frühjahr noch gute Hotspots!
Es gibt sie: Gewässer, an denen du auch im Winter Aale fangen kannst. Der Grund ist simpel: Die Wassertemperatur liegt ganzjährig über der kritischen 10°C-Marke. Das ist nur an wenigen speziellen Orten möglich – und zwar dort, wo warmes Wasser eingeleitet wird.
1. Kraftwerks-Warmwasserausläufe
Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke nutzen Flusswasser zur Kühlung. Das erwärmte Wasser wird wieder eingeleitet – und schafft so ganzjährige Hotspots. Bekannte Beispiele:
2. Industrieabwärme-Kanäle
Manche Industrieanlagen leiten warmes Prozesswasser in Flüsse oder Kanäle. Diese Bereiche sind oft wenig bekannt, aber sehr produktiv.
3. Thermische Quellen
Selten, aber es gibt sie: Natürliche warme Quellen, die in Gewässer münden. In Deutschland fast nur in Regionen mit Vulkanismus (Eifel).
Viele Kraftwerksbereiche sind Sperrgebiet! Vorher informieren, ob Angeln erlaubt ist.
Die Aale sammeln sich dort, wo das warme Wasser ins kalte Gewässer fließt.
Der Klassiker funktioniert auch im Winter. Große, dicke Tauwürmer am Grund anbieten.
Aale stehen im Winter am Grund. Einfache Durchlaufmontage mit Blei.
Auch im Winter sind Aale nachtaktiv – ab Einbruch der Dunkelheit.
Selbst an Warmwassereinläufen sind Winter-Aale weniger aktiv als im Sommer.
In milden Wintern – wenn die Temperaturen tagelang über 3-6°C liegen – gibt es vereinzelt erfolgreiche Aalfänge. Das sind Ausnahmen, aber sie passieren. Erfahrungsberichte von Anglern zeigen: Anfang Februar, wenn es ein paar Tage wärmer wird, können Aale kurz aktiv werden.
Selbst in milden Phasen sind die Fangchancen gering. Wer gezielt auf Aal geht, wird wahrscheinlich enttäuscht. Aber: Als Beifang beim Zanderangeln oder Quappenangeln sind Winteraale durchaus möglich.
Der Tauwurm ist und bleibt der beste Aalköder – auch im Winter. Große, dicke Tauwürmer am Grund angeboten, möglichst nah an Verstecken oder Warmwasserzonen.
Montage: Durchlaufblei, 0,30er Vorfach, Größe 2-4 Haken. Wurm komplett aufziehen, sodass nur die Hakenspitze frei ist.
Tipp: Mit Maränenduft präparierte Würmer können die Lockwirkung erhöhen – Geruch ist im kalten Wasser wichtiger als im Sommer.
In sehr tiefen Gewässern (über 20 Meter) können kleine Köderfische funktionieren. Aale sind Aasfresser – ein toter Fisch am Grund kann auch im Winter Erfolg bringen.
Beste Köderfische:
Montage: Grundblei mit Auftriebskörper, sodass der Köderfisch leicht über dem Grund schwebt.
Wenn Aale träge sind, nehmen sie oft nur winzige Happen. Mistwürmer oder Bienenmaden am kleinen Haken können in milden Phasen funktionieren.
Vorteil: Weniger Fehlbisse, da der Köder komplett genommen wird.
Nachteil: Auch andere Fische wie Brassen mögen diese Köder – Beifänge wahrscheinlich.
Wenn du im Winter unbedingt einen aalähnlichen Fisch fangen willst, dann probiere es mit der Quappe (auch Aalrutte oder Rutte genannt). Die Quappe ist ein faszinierender Fisch – der einzige Süßwasserfisch aus der Familie der Dorsche. Und sie hat eine besondere Eigenschaft: Sie ist im Winter am aktivsten.
Quappen leben in tiefen, sauerstoffreichen Gewässern. Flüsse mit kiesigem Grund sind ideal. Bekannte Quappen-Gewässer:
Kurze Antwort: Nein, nicht unter normalen Bedingungen. Bei Wassertemperaturen unter 4-5°C verfallen Aale in Winterstarre und stellen die Nahrungsaufnahme komplett ein.
Ausnahmen: An Warmwassereinläufen von Kraftwerken oder in milden Winterphasen (über 6°C) sind vereinzelte Fänge möglich.
In stehenden Gewässern ziehen sich Aale in die tiefsten Bereiche zurück – oft 10-50 Meter tief, je nach Gewässergröße. Dort ist das Wasser am wärmsten und die Strömung minimal.
In Fließgewässern nutzen sie tiefe Gumpen, Kolke und Hafenbecken als Rückzugsort.
Wenn du es trotzdem versuchst: Tauwurm ist die beste Wahl. Große, dicke Tauwürmer am Grund, möglichst nah an Verstecken oder Warmwasserzonen.
Alternativ: Kleine Köderfische (Rotaugen, Grundeln) für tiefe Gewässer.
Ehrlich gesagt: Nein. Die Fangchancen sind so gering, dass sich der Aufwand nicht lohnt. Selbst erfahrene Aalangler stellen im Winter auf andere Zielfische um.
Besser: Auf das Frühjahr warten oder Quappen als Winteralternative probieren.
Die Aal-Saison beginnt, sobald die Wassertemperatur konstant über 10°C liegt. Das ist meist Ende März bis Anfang April, je nach Region und Wetterlage.
Eine alte Aalangler-Weisheit sagt: "Sobald die Knospen der Ufererlen aufbrechen, macht sich der Aal wieder auf Nahrungssuche."
Schonzeiten, Mindestmaße und Höchstfangzahlen für Aale sind regional sehr unterschiedlich. Informiere dich vor deinem Angelausflug bei deiner zuständigen Fischereibehörde oder im Gewässerverzeichnis über die aktuellen Bestimmungen.
Aber: Der Aal ist stark gefährdet! Viele Angler praktizieren freiwilligen Verzicht und setzen alle Aale zurück oder entnehmen nur sehr wenige.
Aalangeln im Winter ist biologisch nicht sinnvoll. Aale sind wechselwarme Tiere, und ihr Körper funktioniert bei Temperaturen unter 5°C schlicht nicht. Die Winterstarre ist keine Phase der Trägheit, sondern ein kompletter Stillstand der Lebensfunktionen. Wer in dieser Zeit gezielt auf Aal geht, wird frustriert sein.
Die einzige echte Ausnahme sind Warmwassereinläufe von Kraftwerken, wo die Wassertemperatur ganzjährig über 10°C liegt. Hier sind Aale tatsächlich das ganze Jahr über fangbar. Aber: Diese Spots sind rar und oft schwer zugänglich.
Mein Rat als Autor: Nutze die Wintermonate, um dich auf die kommende Saison vorzubereiten. Überprüfe dein Equipment, binde neue Montagen, lerne neue Gewässer kennen – und freu dich auf das Frühjahr, wenn die Aale wieder aktiv werden. Oder probiere die Quappe als spannende Winteralternative!
Die kalten Monate sind nicht verloren – sie sind eine Pause, die der Aal genauso braucht wie du nach einer langen Saison.
Erfahre, wie du im Frühling die hungrigen Aale nach der Winterruhe überlistest und welche Köder und Techniken wirklich funktionieren!