Aalangler bei Dämmerung am Rhein im Sommer mit Grundruten

Grundangeln lernen

Die älteste Angeltechnik der Welt – und immer noch eine der fängigsten. Mit Köder am Grund holst du alles raus, was bodennah nach Futter sucht.

Wenn du das erste Mal eine Grundrute auslegst, den Köder sanft auf den Gewässergrund absinkst und die Rutenspitze sich langsam spannt, passiert etwas Magisches. Die Verbindung zwischen dir und dem Grund entsteht. Irgendwo da unten liegt dein Köder – und du wartest auf den Moment, in dem ein Fisch ihn findet.

Grundangeln ist die einfachste und gleichzeitig vielseitigste Technik die es gibt. Kein kompliziertes Posenfischen, kein aktives Spinnfischen – der Köder liegt einfach am Grund und arbeitet für dich. Genau deshalb funktioniert diese Methode seit Jahrhunderten.

Das Schöne: Du brauchst keine teure Spezialausrüstung. Eine solide Allroundrute, eine robuste Rolle, ein paar Bleie und Haken – mehr nicht. Damit fängst du Karpfen, Brassen, Schleien, Aale und sogar Welse. Alle bodensuchenden Fische sind deine Zielfische.

In diesem Guide erfährst du alles, was du über Grundangeln wissen musst: Welche Montagen wirklich funktionieren, wie du die richtige Ausrüstung wählst, wo die besten Hotspots liegen und welche Köder unschlagbar sind. Egal ob du am See, Fluss oder Kanal angelst – nach diesem Artikel weißt du genau, was zu tun ist.

Was ist Grundangeln?

Die Definition ist simpel: Beim Grundangeln liegt dein Köder am Gewässergrund. Im Gegensatz zum Posenangeln, wo der Köder in einer bestimmten Tiefe schwebt, bleibt er hier ruhig auf dem Boden liegen – genau dort, wo sich viele Fische aufhalten und nach Nahrung suchen.

Das Prinzip ist uralt und genial: Ein Gewicht zieht den Köder runter, hält ihn am Grund und signalisiert dir gleichzeitig den Biss. Du musst die Rute nicht in der Hand halten, nicht ständig werfen, nicht aktiv führen. Die Grundangel arbeitet für dich – 24 Stunden am Tag, wenn du willst.

Die entscheidenden Vorteile:

  • Viel höhere Wurfweiten: Mit 50-80g Blei wirfst du deutlich weiter als mit Pose
  • Kein Problem mit Wind: Starker Wind verschiebt deine Pose – das Grundblei liegt bombenfest
  • Funktioniert in großen Tiefen: In 5-10 Metern Tiefe wird Posenfischen schwierig – Grundangeln nicht
  • Immer Grundkontakt: Auch bei wechselnden Tiefen liegt der Köder sicher am Boden
  • Für Strömung gemacht: Im Fluss würde eine Pose ständig abtreiben – das Blei hält stand

Deshalb ist Grundangeln die erste Technik, die Anfänger lernen sollten. Wenig Equipment, schneller Aufbau, hohe Erfolgschancen – und trotzdem endlos ausbaufähig für Fortgeschrittene.

Die klassische Laufblei-Montage

Wenn du nur eine einzige Montage für dein ganzes Anglerleben lernen könntest, dann sollte es die Laufblei-Montage sein. Sie ist einfach zu bauen, vielseitig einsetzbar und fängt zuverlässig.

Der Aufbau in drei Schritten:

  • Durchlaufblei auf die Hauptschnur fädeln – meist birnenförmig oder sechseckig
  • Gummiperle aufziehen – schützt den Knoten vor dem Blei
  • Karabinerwirbel anknoten – hier hängst du das Vorfach ein

Das war's. Die Montage ist fertig und fliegt sauber aus, verwickelt sich selten und lässt sich in Sekunden variieren – einfach anderes Vorfach einhängen.

Der entscheidende Vorteil: Wenn ein Fisch beißt, kann er mit dem Köder abziehen ohne Widerstand zu spüren. Die Schnur läuft frei durch das Blei – der Fisch merkt nichts von deiner Montage. Das reduziert Fehlbisse massiv und ist besonders bei scheuen Fischen wie Karpfen, Aalen oder Zandern Gold wert.

Vorfachlänge? 50-80cm sind Standard. Kürzere Vorfächer für aktive Fische, längere für vorsichtige Zielfische. Monofile 0,22-0,25mm reicht völlig – ist unauffällig und hat genug Tragkraft für die meisten Situationen.

Pro-Tipp: Ein Anti-Tangle-Boom (Schnurlaufröhrchen) verhindert Schnurverdrehen und hält das Grundgewicht auf Distanz. Die Montage verwickelt sich dann praktisch nie – perfekt für Anfänger und bei weiten Würfen.

Paternoster-Montage: Köder über Grund

Stell dir vor, der Gewässergrund ist tiefer Schlamm oder dichtes Kraut. Dein Köder würde dort einfach versinken oder unsichtbar werden. Genau für solche Situationen gibt es die Paternoster-Montage – sie hält den Köder frei schwebend über dem Grund.

Der Aufbau:

  • Seitenarm an der Hauptschnur: 15-30cm über dem Grundblei befestigst du einen kurzen Seitenarm
  • Vorfach am Seitenarm: Hier bindest du ein 20-40cm langes Vorfach mit Haken an
  • Blei ans untere Ende: Das Gewicht liegt am Grund, der Köder schwebt darüber

Das Ergebnis: Dein Mais, deine Made oder dein Wurm präsentiert sich perfekt sichtbar über dem Schlamm. Fische müssen nicht im Dreck wühlen – sie sehen den Köder sofort.

Besonders beim Meeresangeln ist diese Montage legendär: Heringe, Makrelen und Plattfische beißen oft auf Paternoster mit mehreren Beifängern. Du kannst 2-3 Seitearme montieren und mehrere Fische gleichzeitig fangen.

Auch bei starker Strömung im Fluss glänzt die Paternoster: Der Köder flattert attraktiv im Strom und fällt den Fischen sofort ins Auge. Für Barben beim Feedern eine Top-Montage.

Selbsthakmontage für Karpfen

Beim Karpfenangeln dreht sich alles um Effizienz. Du legst deine Ruten für Stunden oder über Nacht aus – und musst darauf vertrauen, dass der Fisch sich selbst hakt, wenn du gerade nicht hinsiehst. Die Selbsthakmontage macht genau das möglich.

Das Konzept:

  • Festblei 60-180g: Das Gewicht ist fest mit der Montage verbunden – es läuft NICHT frei
  • Kurzes, steifes Vorfach: 15-25cm aus Coated Braid oder steiferem Fluorocarbon
  • Haarmontage: Der Boilie, Mais oder die Tigernuss sitzt NEBEN dem Haken am 'Haar'
  • Haken bleibt frei: Der Fisch saugt den Köder ein, merkt den leeren Haken – und hakt sich am Blei

Wenn der Karpfen den Köder aufnimmt, spürt er plötzlich das schwere Blei. Er erschrickt, will den Köder ausspucken – und genau in diesem Moment bohrt sich der Haken durch den Bleiwiderstand ins Maul. Du hörst den Bissanzeiger – und der Fisch ist bereits gehakt.

Die Haarmontage revolutionierte das Karpfenangeln in den 1980ern. Vorher saß der Köder direkt am Haken – Karpfen merkten das sofort und spuckten aus. Mit dem Haar liegt der Köder natürlich neben dem freien Haken – der Fisch ahnt nichts, bis es zu spät ist.

Wichtig: Safety Clips verwenden! Falls die Schnur bricht, muss sich das Blei vom Vorfach lösen können – sonst schleppt der Fisch das Gewicht mit sich rum. Das ist Tierschutz und in Deutschland Pflicht.

Binde den Boilie nicht direkt ans Haar, sondern stecke ihn auf eine Ködernadel und ziehe das Haar durch. Am Ende fixierst du ihn mit einem winzigen Hair-Stop (Gummistopper). So sitzt der Köder bombenfest – auch nach mehreren Würfen.

Feedern: Grundangeln mit Futterkorb

Stell dir vor, du könntest Futter und Köder immer an exakt der gleichen Stelle platzieren. Nicht ungefähr im gleichen Bereich – sondern auf den Zentimeter genau. Das ist die geniale Idee hinter dem Feedern.

Beim Feedern ersetzt du das normale Grundblei durch einen Futterkorb. Dieser Korb ist gleichzeitig Gewicht und Lockfutterbehälter – du schlägst zwei Fliegen mit einer Klappe.

So funktioniert's:

  • Futterkorb füllen: Mit Grundfutter (Lockfutter) vollstopfen – fest andrücken
  • Vorfach mit Köder anhängen: Maden, Mais oder Wurm – je nach Zielfisch
  • Auswerfen: Der Korb landet am Grund – Futter löst sich langsam auf
  • Fische kommen: Die Duftwolke lockt sie an – und direkt daneben liegt dein Köder

Der Riesenvorteil: Du musst nicht vorher anfüttern und hoffen, dass dein Köder im Futterplatz landet. Futter und Köder liegen IMMER direkt beieinander – egal ob am See oder im Fluss.

Besonders im Fluss ist Feedern unschlagbar. Normales Anfüttern würde einfach abtreiben – der Futterkorb liegt genau dort, wo du ihn haben willst. Brassen, Rotaugen, Barben und sogar Karpfen stehen total auf diese Methode.

Körbe gibt es in allen Größen: Kleine 15-30g für ruhige Seen, mittlere 40-60g für langsame Strömung, schwere 80-120g für starke Flüsse. Je stärker die Strömung, desto schwerer der Korb – sonst treibt er ab.

Welche Montage für welche Situation?

KriteriumAnfänger
Laufblei
Der Klassiker
Paternoster
Schwebender Köder
Selbsthak
Karpfen-Spezialist
Strömung
Feedern
Mit Futterkorb
Schwierigkeit
Sehr einfachEinfachMittelEinfach
Anfängertauglich
Funktioniert im Fluss
Für scheue Fische
Bei schlammigem Grund
Selbsthakend
Beste Zielfische
Alle FriedfischeSchlamm-BewohnerKarpfenBrassen, Barben

Die richtige Ausrüstung für Einsteiger

Gute Nachricht: Du brauchst keine teure Spezialausrüstung. Eine solide Allround-Kombination reicht völlig, um erfolgreich zu grundangeln. Hier ist die Einsteiger-Empfehlung:

Die Rute:

  • Länge: 3,00-3,60m – Standardlänge für See und Fluss
  • Wurfgewicht: 60-80g – deckt 90% aller Situationen ab
  • Aktion: Mittlere bis semi-parabolische Aktion – verzeiht Fehler beim Drill

Mit dieser Rute kannst du vom 30g-Futterkorb bis zum 100g-Blei alles werfen. Karpfen bis 10kg? Kein Problem. Brassen, Schleien, Barben? Läuft perfekt.

Die Rolle:

  • Größe: 3500-5000er Stationärrolle (z.B. Shimano-Größen)
  • Schnurfassung: Mind. 150m mit 0,30mm Durchmesser
  • Bremse: Fein justierbar – wichtig für Großfische

Eine robuste Stationärrolle ist wartungsarm, langlebig und verzeiht Fehler. Investiere lieber 50-80€ in eine Qualitätsrolle als 20€ in Schrott – sie hält Jahre.

Die Schnur:

  • Monofile 0,28-0,35mm: Elastisch, sichtbar, ideal für Anfänger (8-12kg Tragkraft)
  • Geflochtene 0,10-0,15mm: Für Fortgeschrittene – keine Dehnung, direkter Kontakt zum Köder

Als Anfänger bleib bei Monofil. Die Dehnung puffert ruckartige Fluchten ab – du verlierst weniger Fische. Spare nicht an der Schnur! Billige Geflechtschnüre haben ungleichmäßige Durchmesser und kosten Wurfweite.

Grundangel-Ausrüstung: Checkliste

Allround-Rute 3,00-3,60m, Wurfgewicht 60-80g

Stationärrolle 3500-5000er Größe

Monofile Schnur 0,30mm oder Geflecht 0,12mm

Verschiedene Bleie: 30g, 50g, 80g, 100g

Fertig gebundene Vorfächer oder Vorfachmaterial 0,22-0,28mm

Haken Größe 4-10 (größer für Karpfen, kleiner für Weißfische)

Wirbel, Karabiner, Gummiperlen

Rutenhalter oder Rod-Pod

Bissanzeiger (akustisch oder Knicklicht)

Kescher mit langem Stiel

Abhakmatte (schützt Fische beim Abhaken)

Hakenlöser und Zange

Das richtige Bleigewicht wählen

Die Frage nach dem richtigen Bleigewicht ist entscheidend – und gleichzeitig simpel. Die Grundregel lautet: So schwer wie nötig, damit es sicher am Grund liegt. Nicht mehr, nicht weniger.

Zu leicht? Das Blei treibt ab, dein Köder wandert durchs Gewässer, du verlierst den Kontakt. Zu schwer? Du wirfst schlechter, die Montage sieht unnötig grob aus, scheue Fische werden misstrauisch.

Die Richtwerte:

  • Stehende Gewässer (Seen, Teiche): 20-50g – meist reichen 30-40g völlig
  • Langsame Flüsse und Kanäle: 50-80g – je nach Strömung
  • Starke Strömung (Rhein, Elbe): 100-200g – sonst rollt das Blei weg
  • Weite Würfe (Karpfenangeln): 80-120g – Gewicht = Wurfweite

Die Blei-Form spielt auch eine Rolle:

  • Birnenblei: Fliegt gut, rollt nicht – ideal für stehende Gewässer
  • Sechskantblei: Verkantet sich am Grund – bleibt auch bei Strömung liegen
  • Krallenblei: Extreme Strömung – krallt sich im Untergrund fest
  • Inline-Blei: Für Karpfen-Selbsthakmontagen – stromlinienförmig, fliegt weit

Mein Tipp: Hab immer eine Auswahl dabei. Start mit 50g – wenn es abtreibt, wechsel auf 80g. Hält es bombenfest? Probier 40g. Nach ein paar Sessions hast du ein Gefühl dafür.

Die besten Köder fürs Grundangeln

Beim Grundangeln geht es um Geruch und Geschmack. Die Fische sehen deinen Köder oft nicht – sie riechen ihn. Deshalb sind natürliche, duftende Köder absolute Favoriten.

Maden – der Universalköder:

Maden sind die Nummer 1 für alle Friedfische. Brassen, Rotaugen, Schleien, Plötze, Güstern – alle lieben Maden. Sie duften intensiv, bewegen sich am Haken (lockt Fische an) und sind das ganze Jahr über fängig.

Hakengröße 14-18, 2-3 Maden aufziehen – fertig. Im Frühjahr, wenn die Fische aktiv werden, gibt's kaum etwas Besseres. Kombiniert mit Feedern einfach unschlagbar.

Würmer – der Klassiker für Großfische:

Ein fetter Tauwurm am Haken ist Magnet für größere Kaliber. Aale, große Brassen, Karpfen, Barben – sie alle können einem dicken Wurm nicht widerstehen.

Tauwürmer für große Fische (10-15cm lang), Mistwürmer für mittlere Fische. Auf Hakengröße 6-10 aufziehen – entweder ganz oder in Stücken. Bei Aalangeln gerne auch Wurmbündel (3-4 Würmer).

Mais – die gelbe Geheimwaffe:

Mais ist selektiv. Heißt: Kleine Weißfische lassen ihn oft links liegen, aber Karpfen und große Brassen stehen total drauf. Die leuchtend gelbe Farbe fällt unter Wasser auf, der süßliche Duft zieht Fische an.

Dosenmais funktioniert super – aber noch besser: Aromatisierter Mais (z.B. Tutti-Frutti, Scopex, Vanille). 1-3 Körner auf Haken Größe 6-10. Kombiniert mit Haarmontage beim Karpfenangeln legendär.

Boilies – der unangefochtene Karpfenköder:

Boilies sind gekochte Teigkugeln speziell für Karpfen. Hart, langlebig, unglaublich vielfältig in Geschmack und Geruch. Von Fischmehl über Frucht bis Gewürz – für jede Situation gibt's den passenden Boilie.

Größen: 14-24mm Durchmesser. Kleinere für vorsichtige Fische, größere für Selektion (nur Großkarpfen). Immer mit Haarmontage präsentieren – direkt am Haken funktioniert nicht.

Klassiker sind Boilies mit Fischmehl-Basis (Robin Red, Halibut) oder süße Frucht-Varianten (Strawberry, Scopex). Im Sommer eher fruchtig, im Winter proteinreich.

Köder-Tipp: Kombiniere verschiedene Köder am Haar! Z.B. ein Maiskorn + ein kleiner Boilie = 'Snowman-Rig'. Der Mais schwebt leicht auf, der Boilie zieht runter – perfekte Präsentation knapp über dem Grund.

Hotspots finden: Wo stehen die Fische?

Die beste Montage und der perfekte Köder bringen nichts, wenn du an der falschen Stelle angelst. Fische sind nicht gleichmäßig im Gewässer verteilt – sie halten sich an bestimmten Hotspots auf.

Die Top-Hotspots:

  • Strömungskanten: Dort wo Strömung auf ruhiges Wasser trifft – Nahrung sammelt sich dort
  • Brücken und Buhnen: Struktur unter Wasser = Schutz für Fische = Hotspot
  • Seerosenfelder: Schatten, Sauerstoff, Insekten – Fische lieben Seerosen (Ränder befischen!)
  • Totholz und versunkene Bäume: Verstecke für Raubfische, Nahrung für Friedfische
  • Tiefenunterschiede: Kanten von flach zu tief sind Fischautobahnen
  • Schilfkanten: Besonders morgens und abends jagen Fische dort

Mein Insider-Trick: Vor dem Angelausflug Google Maps Satellit öffnen. Zoom auf dein Gewässer, wechsel zur Satellitenansicht – oft siehst du Strukturen unter Wasser (Kiesbänke, versunkene Objekte, Tiefen-Übergänge). Speicher dir 2-3 vielversprechende Stellen ab.

Loten ist Pflicht:

Bevor du auslegst, lote das Gewässer ab. Häng ein schweres Blei (80-100g) an die Schnur und zieh es langsam über den Grund. So spürst du:

  • Tiefe: Wo wird's tiefer, wo flacher?
  • Bodenstruktur: Schlamm (Blei sinkt ein), Sand (hart), Kies (ruckelt), Kraut (bleibt hängen)
  • Kanten: Übergänge von Schlamm zu festem Grund sind Gold wert!

Fische halten sich bevorzugt an Übergängen auf. Von Schlamm zu Sand, von Sand zu Kies, von flach zu tief – genau dort platzierst du deinen Köder. Das ist oft der Unterschied zwischen Schneidertag und Sternstunde.

Bisserkennung: Wann schlägt der Fisch zu?

Beim Grundangeln siehst du den Biss nicht direkt wie beim Posenfischen. Deshalb brauchst du ein System, das dir klar signalisiert: Da beißt was!

Die klassische Methode: Rutenspitze beobachten

Stell deine Rute so auf, dass die Rutenspitze in einem 90° Winkel zur Schnur steht. Spanne die Schnur leicht – nicht straff, aber auch nicht durchhängend. Jetzt überträgt sich jede Bewegung am Köder direkt auf die Rutenspitze.

Typische Biss-Signale:

  • Zupfer: Die Spitze zuckt kurz – Fisch testet den Köder
  • Krümmen: Die Spitze biegt sich langsam runter – Fisch nimmt Köder und schwimmt weg
  • Schlag: Die Spitze schlägt ruckartig nach unten – aggressiver Biss (z.B. Barbe)
  • Schnur läuft: Bei Laufblei-Montage: Schnur läuft von der Rolle – großer Fisch auf Flucht

Wann anschlagen? Bei Zupfern warten – bei deutlicher Krümmung oder laufender Schnur kurz und kräftig anschlagen. Nicht zu früh (Fisch hat Köder noch nicht richtig im Maul), nicht zu spät (Fisch merkt den Haken).

Elektronische Bissanzeiger:

Beim Nachtangeln oder Ansitzangeln über Stunden sind elektronische Bissanzeiger Gold wert. Die Schnur läuft über einen Sensor – bei Bewegung ertönt ein Piepton und eine LED leuchtet.

Kombiniert mit Swingern (kleine Gewichte die an der Schnur hängen) siehst du auch die Bissrichtung: Swinger geht hoch = Fisch schwimmt auf dich zu. Swinger fällt = Fisch schwimmt weg.

Einfache Alternative: Knicklicht an die Rutenspitze clipsen. Bei Dunkelheit siehst du jede Bewegung – kostet 1€ und funktioniert perfekt.

Stelle deine Rute so auf, dass die Schnur leicht durchhängt und ein Bogen zur Rutenspitze entsteht. Bei einem Biss strafft sich dieser Bogen zuerst – du siehst das Signal früher als bei gespannter Schnur. Besonders bei vorsichtigen Fischen wie Schleien unschlagbar.

Raubfische mit Grundmontage

Grundangeln funktioniert nicht nur für Friedfische. Aal, Zander und Wels sind klassische Grundjäger – sie suchen ihre Beute am Gewässergrund.

Aalangeln mit Grundmontage:

Aale sind nachtaktive Bodenjäger. Tagsüber versteckt in Löchern und Spalten, nachts auf der Jagd. Die beste Zeit: Dämmerung bis Mitternacht.

Setup:

  • Montage: Laufblei 40-60g, langes Vorfach 80-120cm
  • Vorfach: 0,35-0,40mm monofil oder Stahl (Aal hat kleine Zähne!)
  • Haken: Größe 2-6, lange Schenkel für Wurmbündel
  • Köder: Tauwurmbündel (3-4 Würmer), toter Köderfisch (8-12cm)

Wichtig: Aale schlucken tief! Anhieb sofort beim ersten Zupfer setzen, sonst sitzt der Haken im Magen. Hakenlöser und Zange sind Pflicht.

Zanderangeln mit totem Köderfisch:

Zander jagen zwar aktiv, aber sie fressen auch tote Köderfische am Grund. Besonders in der Dämmerung und nachts eine top Methode.

Setup:

  • Montage: Laufblei oder Paternoster, Stahlvorfach 30-40cm
  • Haken: 2-Drilling-System (einer im Kopf, einer im Schwanz des Köfis)
  • Köder: Toter Köderfisch 8-15cm (Rotauge, Plötze, Grundel)

Zander nehmen den Köder meist vorsichtig auf. Lass ihm 2-3 Sekunden Zeit bevor du anschlägst – dann hat er ihn richtig im Maul.

Welsangeln – die Königsdisziplin:

Welse sind reine Grundjäger und können riesig werden. Hier brauchst du robustes Equipment:

  • Rute: 2,70-3,00m, Wurfgewicht 200-400g (!)
  • Rolle: Große Stationärrolle oder Multirolle mit 300m 0,50mm Geflecht
  • Montage: Festblei 150-300g, 1,5mm Stahlvorfach 80-120cm
  • Haken: Einzelhaken oder Drillings Größe 2/0 bis 6/0
  • Köder: Große Köderfische (Brasse, Karpfen 20-40cm), Tauwurmbündel

Welse beißen brutal. Der Bissanzeiger schreit, die Rolle kreischt – purer Adrenalin-Kick. Aber Vorsicht: Ein großer Wels kann deine Rute ins Wasser ziehen. Immer absichern!

Wichtiger Hinweis: Die Verwendung lebender Köderfische ist in Deutschland nach dem Tierschutzgesetz verboten. Verwende ausschließlich tote Köderfische für das Raubfischangeln.

Häufige Fragen zum Grundangeln

Beim Grundangeln liegt der Köder direkt am Gewässergrund – ein Gewicht zieht ihn runter und hält ihn dort. Beim Posenangeln schwebt der Köder in einer bestimmten Tiefe, die du über die Pose einstellst. Grundangeln funktioniert besser bei Wind, Strömung und großen Tiefen – Posenangeln ist aktiver und du siehst jeden Biss direkt.

Eine Allroundrute 3,00-3,60m Länge mit Wurfgewicht 60-80g reicht völlig aus. Damit kannst du vom 30g-Futterkorb bis zum 100g-Blei alles werfen und alle gängigen Zielfische befischen – von Brassen bis Karpfen. Keine teure Spezialrute nötig!

Laufblei für scheue Fische: Der Fisch spürt weniger Widerstand beim Biss, du bekommst mehr Bisse. Festblei (Selbsthakmontage) für Karpfen: Der Fisch hakt sich durch den Bleiwiderstand selbst – ideal für Ansitzangeln über Stunden oder Nacht. Für Anfänger: Start mit Laufblei.

Grundregel: So schwer wie nötig, damit es am Grund liegen bleibt. Stehende Gewässer: 20-50g. Langsame Flüsse: 50-80g. Starke Strömung: 100-200g. Weite Würfe (Karpfenangeln): 80-120g. Zu leicht = treibt ab. Zu schwer = schlechtere Würfe und scheue Fische werden misstrauisch.

Das kommt auf den Zielfisch an: Maden = Universalköder für alle Friedfische. Würmer = Große Fische (Aal, Karpfen, Brassen). Mais = Selektiv für Karpfen und große Brassen. Boilies = Speziell für Karpfen. Kombiniert mit Feedern sind Maden fast unschlagbar.

Stell die Rute so auf, dass die Rutenspitze in 90° zur Schnur steht und leicht gespannt ist. Bei einem Biss siehst du: Zupfer (Spitze zuckt), Krümmen (Spitze biegt sich), Schlag (ruckartige Bewegung) oder laufende Schnur. Bei deutlicher Krümmung oder laufender Schnur kurz und kräftig anschlagen. Alternativ: Elektronische Bissanzeiger oder Knicklicht an der Rutenspitze.

Fische halten sich an Strukturen auf: Strömungskanten, Brücken, Schilfkanten, Seerosenfelder, Totholz, Tiefenunterschiede. Vor dem Angeln: Google Maps Satellit checken für Gewässerstrukturen. Am Wasser: Loten! Blei über den Grund ziehen – Übergänge von Schlamm zu Sand oder flach zu tief sind Top-Hotspots.

Ja! Aal, Zander und Wels sind klassische Grundjäger. Aal: Tauwurmbündel oder toter Köderfisch, nachts. Zander: Toter Köderfisch 8-15cm, Dämmerung. Wels: Große Köderfische 20-40cm, robustes Equipment. Wichtig: Stahlvorfach verwenden und tote (NICHT lebende!) Köderfische.

Fazit: Warum Grundangeln einfach funktioniert

Grundangeln ist die perfekte Technik für Einsteiger – und bleibt spannend für Profis. Wenig Ausrüstung, einfacher Aufbau, hohe Erfolgschancen. Du brauchst keine komplizierte Posenmontage, kein aktives Werfen wie beim Spinnfischen, keine teure Spezialrute.

Das Schöne an dieser Methode: Sie funktioniert überall. Am See, im Fluss, im Kanal, im Meer. Bei Wind, bei Strömung, in großer Tiefe. Für Friedfische und Raubfische. Tagsüber und nachts. Grundangeln passt sich an – nicht du.

Die wichtigsten Take-aways:

  • Laufblei-Montage meistern – damit fängst du 80% aller Situationen ab
  • Bleigewicht richtig wählen – so schwer wie nötig, nicht schwerer
  • Hotspots finden durch Loten – Übergänge und Kanten sind Gold wert
  • Natürliche Köder mit Duft – Maden, Würmer, Mais, Boilies
  • Bisserkennung ernst nehmen – Rutenspitze oder Bissanzeiger beobachten

Grundangeln bietet etwas, das hektische Methoden nicht können: Die Ruhe am Wasser, das geduldige Warten, die Vorfreude auf den Biss. Du legst deine Ruten aus, lehnst dich zurück und lässt die Natur für dich arbeiten.

Und wenn dann die Rutenspitze zuckt, der Bissanzeiger schreit und du einen schönen Fisch landest – dieser Moment macht süchtig. Genau deshalb angeln Menschen seit Jahrtausenden mit Köder am Grund. Es funktioniert einfach.

Jetzt bist du dran: Pack deine Ausrüstung, such dir einen vielversprechenden Spot und leg die Rute aus. Die Fische warten da unten – du musst sie nur finden. Viel Erfolg und Petri Heil!

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